Johannes Koll (Hg.), ",Säuberungen' an österreichischen Hochschulen 1934-1945". € 50,- / 540 S. Böhlau, Wien u. a. 2017

Cover: Böhlau

Lang hat es gedauert, ehe man sich an den österreichischen Unis der "Vertreibung der Vernunft" stellte. Ende der 1980er-Jahre ging es in zwei dicken Sammelbänden in erster Linie um die Opfer des "Anschlusses". Vieles blieb damals noch unthematisiert: die NS-Verstrickungen des eigenen Unipersonals etwa, oder die lange Geschichte des akademischen Antisemitismus.

Auch wenn eine Geschichte der Universitäten im Austrofaschismus oder eine gründliche Bilanz der Remigration bis heute fehlt, so sind in den vergangenen Jahren an den meisten Hochschulen spät, aber doch Aufarbeitungen der "dunklen Jahre" passiert. Als eine der letzten Unis stellte sich im März 2014 auch die WU Wien bei einem Symposion den unangenehmen Kapiteln ihrer Geschichte.

Verschiedene Perspektiven

Daraus ging mehr als drei Jahre danach ein umfangreicher, vom Historiker Johannes Koll herausgegebener Sammelband hervor, der vor allem die universitären "Säuberungen" 1934, 1938 und 1945 aus verschiedenen Perspektiven in den Blick nimmt – in Form von Uni-Fallstudien, als "Umbruchsgeschichte", aus Sicht der damaligen Studierenden oder anhand von Einzelschicksalen.

Während die Aufsätze zur WU Originalbeiträge sind, liefern die meisten anderen Texte nicht allzu viel Neues. Einen guten Überblick über den Stand der Forschung fast 80 Jahre nach dem "Anschluss" liefert der Band aber allemal. (red, 30.9.2017)