"Die Arschlöcher, die nichts auf die Reihe kriegen": Antonia Schneider (Jella Haase) kämpft mit dem Trauma nach der Loveparade 2010 – "Das Leben danach", Mittwoch um 20.15 Uhr, ARD.

Foto: ARD

Wien – Am 24. Juli 2010 starben bei der Loveparade in Duisburg 24 Menschen. In einer Fußgängerunterführung kam es aufgrund des großen Andrangs zu einer Massenpanik. Rund 600 wurden verletzt. Grund sollen Fehlentscheidungen von Veranstalter, Stadt und Polizei gewesen sein. Verantwortung übernahm seither niemand, auf eine Entschuldigung warten Angehörige bis heute. Das ist die Ausgangslage für den Spielfilm "Das Leben danach" am Mittwoch um 20.15 Uhr in der ARD.

Im Mittelpunkt steht die 24-jährige Antonia Schneider (Jella Haase). Sie hat überlebt, aber gut findet sie das nicht. Jella ist schwer traumatisiert, hat Albträume und kann ihre Zerstörungswut kaum unter Kontrolle halten. Ihr Freund, der damals dabei war, hat Selbstmord begangen. Er ist einer von mehr als 20, die sich töteten, weil die Erinnerung das Weiterleben verunmöglichte.

Wenn die Wut kommt, muss Antonia etwas kaputtmachen, zum Beispiel die Kerzen und Kränze am Tunnel zertreten, wo das Unglück geschah. Diese Gedenkstätte wurde tatsächlich von Unbekannten mehrfach zerstört. Bei einer dieser Aktionen ist Sascha (Carlo Ljubek) zur Stelle. Der Taxler spricht Antonia an und fährt sie heim. Er sei ebenfalls Überlebender. Sagt er.

Zurück in den Tunnel der Erinnerung

Das klingt zunächst wie ein Rettungsanker, denn Sascha ist nett und kümmert sich. Aber die Vergangenheit ruht nicht, und in der Folge muss Antonia noch einmal zurück in den Tunnel der Erinnerung: "Die, die tot sind, das sind die Guten, die ach so Wunderbaren, um die alle trauern können, und die, die überlebt haben, wir sind die Kaputten, die Arschlöcher, die nichts auf die Reihe kriegen", sagt Antonia.

Eva und Volker A. Zahn (Buch) und Nicole Weegmann (Regie) schildern die Folgen einer Katastrophe, die zwangsläufig in die nächste Katastrophe mündet. Nicht nur die Opfer haben ihr Trauma.

Der reale Strafprozess beginnt am 8. Dezember. Das Landgericht Duisburg verhandelt gegen zehn Angeklagte, die nach Ansicht der Staatsanwaltschaft das Unglück zu verantworten haben. (prie, 27.9.2017)