Graz – Ein 37-jähriger Steirer ist am Dienstag im Grazer Straflandesgericht wegen Mordes an seiner Ehefrau zu einer lebenslangen Haft verurteilt worden. Der Mann soll die 30-Jährige im Februar erstickt und danach ihren Selbstmord vorgetäuscht haben. Vor Gericht hatte der Beschuldigte alles abgestritten. Sein Verteidiger kündigte Rechtsmittel an, das Urteil ist damit nicht rechtskräftig.

Für Staatsanwältin Ines Eichwalder war von Anfang an klar, dass sich die Frau des Angeklagten nicht selbst das Leben genommen hat. Die Oststeirerin war am Valentinstag nach einem Kinobesuch mit ihrer Schwester nach 23.00 Uhr nach Hause gekommen. Die beiden Töchter des Ehepaares im Alter von sechs und acht Jahren schliefen die Nacht bei der Großmutter. Kurz nach der Frau soll laut der Anklägerin auch der 37-Jährige von der Arbeit nach Hause gekommen sein. Im Zuge eines Streits soll er seine Frau erstickt haben, denn sie wollte die Scheidung. Sie hatte wenige Monate davor eine neue Liebe gefunden und wollte mit den Kindern in eine eigene Wohnung ziehen, schilderte die Staatsanwältin. Die Umzugkartons standen schon bereit.

An dem Abend schrieb die 30-Jährige noch ihrem Geliebten, dass sie daheim angekommen sei. Danach soll der Beschuldigte nach Hause gekommen sein. Beim Streit soll er das Opfer verletzt und sie letztlich erstickt haben, heißt es in der Anklage. Um den Mord zu vertuschen, "knüpfte er ein Elektrokabel zu einer Schlinge", band ein Ende an ein Rohr im Heizraum und legte seine tote Frau in der Nähe ab. Dann rief er laut Staatsanwaltschaft die Rettung und ließ es wie einen Selbstmord durch Erhängen aussehen.

Keine Strangulationsmale

"Fast hätte die Täuschung geklappt", sagte Eichwalder. Doch ihr seien damals Zweifel gekommen, denn das Opfer hatte keinen Grund sich zu erhängen: "Sie war glücklich und wollte einen neuen Lebensabschnitt beginnen." Das gerichtsmedizinische Gutachten unterstrich den Verdacht, denn der Hals wies keine Strangulationsmale auf: "Die Geschichte mit dem Erhängen kann nicht stimmen."

Der Beschuldigte habe dann bei der Polizei eine andere Variante präsentiert, nämlich dass ein Fremder sie ermordet und hingehängt haben muss. Denn er habe sie hängend im Heizraum gefunden. Doch auch das passte nicht zusammen, denn dann hätte man die Strangulationsmale am Hals finden müssen und außerdem gibt es im Haus Hunde, die gebellt hätten. Zudem, meinte die Staatsanwältin, hätte ein Fremder kein Motiv. Der Beschuldigte dagegen schon, denn er habe vom Geliebten seiner Frau erfahren und wäre mit den Alimenten in finanzielle Schwierigkeiten gekommen.

Der 37-Jährige stritt die Vorwürfe ab: Er sei damals heimgekommen, habe zwar das Auto seiner Frau, sie selbst aber nicht im Haus gesehen. Er habe gedacht, sie sei von ihrer Schwester abgeholt worden. Darum sei er ins Bett, etwas später aber wieder aufgewacht und in den Heizraum rauchen gegangen. Da habe er sie entdeckt und sofort heruntergeschnitten.

"Auszug geklärt"

Der Angeklagte schilderte dem Geschworenengericht unter Vorsitz von Richter Martin Wolf die Beziehung mit mehreren Ehekrisen. Anfang Sommer 2016 habe sich die Situation verschlechtert: "Sie hat sich um nichts mehr gekümmert, war fast nicht zu Hause und hat sich gehen lassen", sagte er. Daher habe er ihr rund um den Jahreswechsel den Ehering hingelegt und wollte auch eine Scheidung. Ein Auszug sei geklärt gewesen.

Der 37-Jährige blieb trotz einiger Ungereimtheiten bei seiner Version, wonach sich seine Frau selbst umgebracht hat. Er schilderte seine Rettungsmaßnahmen, wirkte dabei aber die ganze Verhandlung hindurch kühl.

Belastend waren auch die Ergebnisse der DNA-Untersuchungen: Die Gutachterin stellte an den Abstrichen von den Fingerspitzen des Opfers nur Spuren vom Angeklagten fest – keine vom Liebhaber, mit dem sie vor dem Kinobesuch mit der Schwester noch Geschlechtsverkehr hatte. Die Mutter der Frau sagte, dass für sie ein Selbstmord der Tochter undenkbar sei: "Sie freute sich auf den Auszug." Außerdem sei sie in den Monaten davor, als sie sich neu verliebt hatte, fröhlicher und lebenslustiger gewesen. "Sie hätte das allein schon wegen der Kinder nie gemacht", zeigte sich die Mutter überzeugt. (APA, 26.9.2017)