Bremerhaven/Antarktis – In der Westantarktis hat sich erneut ein großer Eisberg gelöst. Im Vergleich zum 5.800 Quadratkilometer großen Giganten A68, der im Juli vom Larsen-C-Schelfeis losgebrochen ist, handelt es sich zwar nur um einen Winzling – aber das ist relativ zu sehen: Immerhin auf 265 Quadratkilometer bringt es der als B44 bezeichnete rechteckige Brocken, der sich nun vom Pine-Island-Gletscher im Amundsenmeer gelöst hat.

Dass innerhalb kurzer Zeit zwei Eisberge in der Westantarktis entstanden seien, sei zwar Zufall, sagt Thomas Ronge vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI). "In den letzten Jahren haben wir aber immer mehr dieser großen Kalbungsereignisse verzeichnet." Seit 1991 sei der Pine-Island-Gletscher um 31 Kilometer zurückgegangen. Bereits 2013 und 2015 seien dort größere Eisberge abgebrochen, ergänzte sein Kollege Jan-Erik Arndt.

Monatelanger Prozess

Der aktuelle Abbruch kam nicht überraschend: Bei einer Expedition im Frühjahr konnten die beiden Geowissenschafter den Riss bereits beobachten. Die Forscher befürchten, dass irgendwann der westantarktische Eisschild kollabieren könnte, wenn das Schelfeis weiter zurückgeht. Das hätte einen Anstieg des Meeresspiegels von 3,5 bis 4 Metern zufolge.

"Das Schelfeis ist wie ein Korken auf einer Champagnerflasche", erläutert Ronge. Je mehr Eisberge davon abbrechen, desto weniger werden die Eismassen im Hinterland zurückgehalten. Die Westantarktis sei hierfür besonders anfällig. (APA, red, 27. 9. 2017)