Hamburg – Die Verunsicherung wegen drohender Fahrverbote für Diesel-Pkw in Deutschland zwingt den Handel beim Autoverkauf verstärkt zur Suche nach Auswegen im Ausland. Die Zurückhaltung der Diesel-Käufer drückt auch auf die Fahrzeugewerte.

Laut einer Umfrage des Branchendienstleisters Deutsche Automobil Treuhand (DAT) gaben 45 Prozent der Händler an, gebrauchte Dieselwagen im August vermehrt über Auktionen, an andere Händler oder direkt ins Ausland verkauft zu haben, weil die Wagen immer länger auf den Höfen stehen. Damit stieg der Anteil im Vergleich zum Juli um zehn Prozentpunkte. Ein Teil der Wagen werde in Osteuropa losgeschlagen, wo Fahrzeuge mit der Abgasnorm Euro 5 oder älter gefragt seien, sagte ein DAT-Sprecher.

Wartezeit für Benziner verlängert sich

Zugleich hätten sich die Lieferzeiten für Benzinfahrzeuge verlängert, da diese stärker gefragt seien. Dadurch gerieten viele der oft mittelständischen Betriebe zusätzlich unter Druck. Zwölf Prozent der Händler und damit etwas mehr als im Vormonat hätten bereits Einstellungsstopps verhängt oder Personal entlassen. Im August waren die Dieselzulassungen um knapp 14 Prozent gesunken, während der Absatz an Benzinern um 15 Prozent anzog.

Die Zurückhaltung der Diesel-Käufer drückt auch auf die Fahrzeugewerte. Während Benziner nach drei Jahren im Schnitt 56,1 Prozent des Listenpreises wert waren, fielen die Fahrzeugwerte vergleichbarer Diesel-Pkw binnen Jahresfrist von 54,5 Prozent auf 54,2 Prozent. Damit sanken die Diesel-Gebrauchtwagenwerte den Angaben zufolge erstmals in diesem Jahr. Bei schrumpfenden Restwerten müssen die Autobanken im Leasinggeschäft höhere Vorsorge bilden.

Für das "Diesel-Barometer" wurden im Auftrag der DAT eine repräsentative Stichprobe von 782 Online-Interviews mit Händlern ausgewertet, die zwischen dem 31. August und dem 12. September geführt wurden. Demnach standen gebrauchte Diesel-Fahrzeuge im Schnitt 101 Tage auf den Händlerhöfen, bevor sie weiterverkauft wurden. Das waren sieben Tage mehr als im Vormonat. Zum Vergleich: Benziner standen lediglich 80 Tage. Die Standkosten schlagen beim Händler mit 26 Euro pro Tag zu Buche. Das bedeutet nach Berechnungen der Preisbeobachter, dass der Handel allein dadurch je verkauftem Diesel-Fahrzeug im Vergleich zu einem Benziner 546 Euro verliert. (APA/Reuters, 27.9.2017)