Stadionatmosphäre soll es dank des Skills Lab von Anton Paar Sports Tec nun auch beim Indoortraining geben. Deutsche, spanische und englische Vereine haben bereits Interesse angemeldet.

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Wundschuh – Es war wohl die Liebe zum Fußball. Im Speziellen die Zuneigung zum Bundesligaklub Sturm Graz, dem Friedrich Santner kurze Zeit auch als Aufsichtsratsvorsitzender vorstand. Diese Leidenschaft für die Lederkugel hat den Chef des international agierenden Grazer Messtechnikunternehmens Anton Paar animiert, nun auch ins Sportgeschäft einzusteigen.

Seit zwei Jahren bastelt er mit seinen beiden Söhnen an einem vom Paar'schen Messtechnik-Knowhow abgeleiteten, hochkomplexen, digitalen Fußballtrainingszentrum, dem "Skills Lab".

FIFA-Playstation

Jetzt ist die Anlage betriebsfertig: Die Santners kreierten eine Art "FIFA-Playstation" für "reale" Fußballer und Fußballerinnen, die auf der 320 Quadratmeter großen Fußballindooranlage samt raumfüllender Leinwandinstallation trainieren können. Die Anregung dazu stammt von Borussia Dortmund und einer dort eingesetzten Trainingsmaschine namens Footbonaut. "Das können wir besser", soll Santner sen. nach einer Begutachtung geraunt haben und gab den Auftrag, etwas Eigenständiges zu entwickeln.

Skills Lab könnte sich zu einem lukrativen Spin-off entwickeln. Denn bisher, sagt Michael Lang, Geschäftsführer der Mutterfirma Anton Paar Sports Tec, "sind wir in dieser Liga allein auf dem Markt". Einen einstelligen Millionenbetrag soll die Anlage kosten.

An der jetzt im Gewerbepark Wundschuh nahe Graz installierte Skills-Lab-Anlage sind mittlerweile so ziemlich alle Topteams der deutschen Bundesliga interessiert, auch Vereine aus England und Spanien hätten bereits angeklopft, sagt Lang. Entsprechende Unterschriften an einer Wand im Skills-Lab-Center beweisen zumindest, dass Verantwortliche von internationalen Klubs bereits ihre Aufwartung gemacht haben.

Spieler und Spielerinnen bekommen auf die 350 Quadratmeter große Projektionsfläche nicht nur unterschiedliche Stadienszenarien projiziert, sondern nach Wunsch auch die entsprechend Fangesänge über die Tonanlage. Soviel zum Emotionalen.

Große Projektionsfläche

Auf der Bildfläche erscheinen Spielsituationen, die Spieler müssen mit dem Ball, der mit bis zu 130 Stundenkilometern aus automatischen Ballmaschinen geschossen kommt, reagieren. Das wird exakt gemessen: Wie funktioniert die Ballannahme, wie genau passt das Zuspiel auf die virtuellen Mitspieler, wie präzise fallen Flanken und Kopfbälle aus? Alles, die Laufgeschwindigkeit, die Laufwege, die Ballflugkurven, werden in der Grafik festgehalten. Schließlich kann in der Simulation auch die Spielübersicht trainiert werden. Bis dato noch zweidimensional, laut Lang demnächst aber auch in 3D.

In der Vorführanlage haben sich bereits einige Vereine eingemietet. Hausvorteil genießt Santners Lieblingsklub Sturm Graz, der mit seinen Kickern schon Trainingseinheiten absolvierte.

"Der moderne Fußball erlebt in den letzten Jahren eine technische Revolution. Messtechnik, Datenanalyse und Statistik übernehmen eine zunehmend stärkere Rolle im Scouting und im täglichen Trainingsablauf. Als Messtechnikunternehmer mit einer gewissen Affinität zum Fußball war es daher für uns naheliegend, in dieses Entwicklungsfeld zu investieren. Zu Beginn hatten wir zwei Fragen. Erstens: Kann man messen, wie gut ein Fußballspieler ist? Kann man Stärken und Schwächen präzise messbar machen, um Scouts und Trainer in ihrer Arbeit zu unterstützen? Zweitens: Kann man mit unserer Technologie einen Spieler schneller und gezielter an sein optimales Potenzial heranführen? Mit diesen Fragen haben wir uns in den letzten Jahren sehr intensiv beschäftigt", sagt Jakob Santner, Geschäftsführer der Anton Paar Sports Tec GmbH.

Anton Paar produziert im Hauptgeschäft unter anderem analytische Instrumente für Labore. Das Unternehmen setzte 2016 mit weltweit rund 2500 Mitarbeitern 282 Millionen Euro um, 93 Prozent der Produkte wurden exportiert. (Walter Müller, 29.9.2017)