Die früheren Telekommanager Markus Gürtler und Florian Randa wollen Probleme der IT-Sicherheit per Fingerzeig beheben.

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Wien – "Bereuen? Auf keinen Fall." Für Florian Randa war der Schritt in die Selbstständigkeit der richtige. "In der Früh aus dem Bett zu kommen, fällt mir leichter als früher", sagt der Mitgründer und Geschäftsführer des Wiener Start-ups Finpin Technologies. Früher, das war zu seiner Zeit als IT-Manager bei dem Telekomkonzern UPC, wo er den Bereich Network-Security verantwortete. Diese Karriere hing er an den Nagel, um mit zwei Kompagnons aus Studienzeiten an der WU Wien einen Neustart im Bereich IT-Security zu wagen. "Man braucht Gleichgesinnte, die an die Idee glauben", betont der 44-Jährige.

Einer davon ist Alexander Koppel, zuvor neun Jahre als Geschäftsführer im Medienreich von Red Bull tätig. Nun engagiert er sich bei einigen Start-ups, die er für erfolgversprechend hält, darunter Finpin, wo er mit Kapital sowie seinem Wissen und Netzwerk zur Seite steht. Ebenfalls bei Finpin an Bord ist Markus Gürtler, früher gleichsam im Management von UPC.

Sprung ins kalte Wasser

"Man muss den Sprung ins kalte Wasser wagen", sagt Gürtler. Was sich seit seiner Zeit bei UPC geändert hat? "Es ist eine Umstellung für die ganze Familie, weil wir zumindest vorübergehend den Gürtel enger schnallen mussten", sagt der 46-Jährige. "Der große Firmenwagen war plötzlich weg, und dann heißt es, wieder in einen älteren Golf Diesel einsteigen." Auf magere Jahre hätten sich die Ex-Manager mit der Gründung von Finpin im Jahr 2014 aber bewusst eingelassen, erklärt Geschäftsführer Randa, der nach ersten Aufträgen nun Licht am Ende des Tunnels zu sehen glaubt.

Sezame, das Produkt der Firma, ist ihm zufolge zunächst "unter dem Radar" entwickelt worden, damit man zur Patenterteilung ein fertiges Erzeugnis vorweisen könne – ein Prozess, der rund zweieinhalb Jahre gedauert hat. "Ein Patent ist ein kostenaufwendiges Verfahren", sagt Randa. Allein für die Aktivierung eines Europapatents würden rund 100.000 Euro fällig, dazu kämen Zusatzkosten, etwa für Anwälte.

Smartphone als biometrische Fernbedienung

Mit Sezame, angelehnt an "Sesam, öffne dich", sollen unzählige verschiedene Passwörter der Vergangenheit angehören, denn das Produkt verwandelt das Smartphone in eine Art "biometrische Fernbedienung", wie es die Gründer umschreiben. Voraussetzung ist die Ausstattung des Handys mit einem Sensor für Fingerabdrücke, was heuer laut Prognosen erstmals bei mehr als der Hälfte aller verkauften Geräte der Fall sein soll. Dazu kommt eine Software für Internetanbieter wie Händler und eine App für Konsumenten. Transaktionen müssen dann nur noch per Fingerprint bestätigt werden – eine aus Randas Sicht ebenso sichere wie einfache Lösung.

Mit dieser Lösung wurde Finpin heuer unter 86 Bewerbern für den Staatspreis Innovation nominiert. "Da waren wir die Ältesten", erinnert sich Randa an die Verleihung. "Uns wurde auch gesagt: Ihr seid ja ein Alt-Herren-Start-up."

Im Vergleich zu jüngeren Gründern habe das Finpin-Team mehr Erfahrung und könne auf ein Netzwerk aus früheren Zeiten zurückgreifen, etwa ehemalige Geschäftspartner. Über dieses sei auch der Kontakt zu einem US-Investor zustande gekommen, der neben zwei weiteren Österreichern als Geldgeber eingestiegen ist. Wegen der Familien habe man aber weniger Zeit für die Firma als junge Gründer, räumt Randa ein – und fügt hinzu: "Man muss halt effizient arbeiten und seine Zeit sehr gut planen." (Alexander Hahn, 30.9.2017)