Mit dem Sparbuch verhält es sich derzeit fast wie mit dem Sparschwein: Für das da wie dort geparkte Geld gibt es fast genau nix.

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Wien – Österreich bleibt eine unverbesserliche Sparbuchnation. Denn die Allianz-Investmentbank ist nicht das erste Geldhaus, das den Österreichern einen "stiefmütterlichen" Umgang mit ihren Ersparnissen vorhält. Etliche andere hatten ebenfalls eine zu stark ausgeprägte Sparbuchkultur diagnostiziert und zur Genesung eine ertrag- und auch risikoreichere Veranlagungsstrategie verschrieben.

Allein die Patienten verweigern die Einnahme der Medizin – und parken weiterhin deutlich mehr als ein Drittel ihres Geldvermögens in Spareinlagen. Damit hat sich der Sparbuchanteil in den vergangenen zehn Jahren trotz jahrelanger Zinsflaute gerade einmal um 0,6 Prozentpunkte auf 37,6 Prozent verringert.

In den Augen von Martin Bruckner, Vorstand der Allianz-Investmentbank, noch immer zu viel, denn: "Gebunden oder ungebunden ist egal auf diesem Zinsniveau – sie bekommen nämlich genau nichts." Als Folge erzielte Österreich seit 2012 die schwächsten Renditen (unter von der Allianz ausgewählten Nationen) innerhalb des Euroraums auf das Ersparte, nämlich nur 2,57 Prozent pro Jahr im Durchschnitt. Selbst die ähnlich sparbuchaffinen Deutschen bringen es auf 3,37 Prozent. Zum Vergleich: An der Spitze liegen die Finnen mit einer Durchschnittsverzinsung von fast acht Prozent.

Man verzichte "sehenden Auges" auf einen höheren Ertrag, folgert Bruckner. Als Alternative verweist er auf höher verzinste Anlagen wie die Aktienmärkte oder Fondsprodukte. In den USA, wo "die Amerikaner das Geld arbeiten lassen", werden ihm zufolge fast drei Viertel des Vermögenszuwachses durch Anlageerfolge erzielt und nur 26 Prozent durch gespartes Einkommen. In Österreich und Deutschland sei dieses Verhältnis fast genau umgekehrt. (aha, 3.10.2017)