Fühlt sich durch den Job als Organisatorin des Opernballs "nah dran am Alltag der Künstler": ÖVP-Kultursprecherin Maria Großbauer.

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Wien – Als Staatsoperndirektor Dominique Meyer im März 2016 Maria Großbauer zur bislang jüngsten Opernballorganisatorin kürte, war dies einigermaßen umstritten. Nicht aber wegen ihres Alters (37) oder der Qualifikation, sondern aufgrund der Ehe mit dem damaligen Philharmoniker-Vorstand Andreas Großbauer, der sich für einen Verbleib von Dominique Meyer über 2020 hinaus starkgemacht hatte. Daraus wurde letztlich nichts, Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) bestellte Bogdan Roscic für den Job.

Maria Großbauer hat indes ihre Opernballpremiere gut über die Bühne gebracht, im Juli präsentierte Sebastian Kurz (ÖVP) sie als Fachfrau für Kunst und Kultur auf seiner Bundesliste. Eine Unvereinbarkeit zwischen ihrer Funktion als Organisatorin des Staatsballs und einem möglichen Sitz in Parlament oder Regierung sah Großbauer damals, ebenso wie heute, nicht: "Ganz im Gegenteil", sagt sie dem STANDARD, "ich glaube sogar, dass es sehr befruchtend ist, weil ich durch die Organisation des Balls sehr nah dran bin am Alltag der Künstler." Außerdem sei alles ehrenamtlich und sie selbst kein Parteimitglied. "Ich habe auch nicht vor, der Volkspartei beizutreten."

Das Steckenpferd Großbauers ist jedenfalls die Musik: "Ich habe im Chor gesungen, in Bands und einer Blasmusikkapelle gespielt, Klavier, Saxofon und Querflöte gelernt. Auch der Tanz interessiert mich seit Jugendtagen." Sie wisse, "wie es ist, wenn man um 40, 50 Euro in einem kleinen Jazzclub spielt. Davon kann man nicht wahnsinnig gut leben."

Förderungen müssen "mehr sein als Geld"

Eine Erkenntnis, die sich im reichlich spät präsentierten ÖVP-Kulturprogramm nicht unbedingt niederschlägt. Während sich die verschriftlichten Ansichten großteils mit jenen der SPÖ decken, findet sich zur sozialen Absicherung der Künstler nichts Dezidiertes: "Ich glaube, dass hier in den letzten Jahren schon sehr gute Arbeit geleistet wurde mit der Künstlersozialversicherung."

Was Förderungen betrifft, so müsse das "mehr sein als Geld". Man müsse "besser vernetzen und Plattformen schaffen", etwa durch eine höhere Österreicher-Quote für öffentlich-rechtliche Medien wie Ö3. Dass die SPÖ hierfür 30 Prozent fordert, "freut" Großbauer, die Quote müsse aber auch an Reichweite gekoppelt sein und dürfe nicht in der Nacht, "wo wenige zuhören", erfüllt werden.

Außerdem gebe es "zu viel Bürokratie", meint Großbauer. "Es gibt kleine Festivals – bis die eine Antwort auf ihr Förderansuchen bekommen, ist das Festival schon wieder vorbei." Daher wolle man Bearbeitungen beschleunigen, Transparenz erhöhen, serviceorientiert sein. "Dezidiert ausschließen" könne sie, "dass es Kürzungen bei der Kulturförderung geben wird." "Dem Sebastian Kurz ist Kultur ein großes Anliegen", betont Großbauer gleich mehrfach.

Kritik an Drozdas Stil im Umgang mit Kulturmanagern

Ein Unterschied zur SPÖ sei, dass man Kultur wieder stärker mit Bildung zusammendenken wolle, es müsse wieder mehr Kunstunterricht in Schulen geben. Ist das schon ein Indiz, die Kulturagenden wieder mit der Bildung fusionieren zu wollen? Nein, so Großbauer, über Ressortangelegenheiten sowie ihre persönliche Zukunft (Regierung oder einfache Abgeordnete) könne man "erst nach der Wahl reden".

Überhaupt lässt Großbauer vieles für die Zeit nach dem 15. Oktober offen. Auch das SP-Reformpapier "Weißbuch Bundesmuseen" wolle man nicht mehr beschließen. "Warum die Eile? So wie die Museen aufgestellt sind, ist das ja eigentlich ganz wunderbar. Sie haben großartige Besucherzahlen, ein gutes Profil entwickelt und einen hervorragenden Ruf in der Welt. Da sehe ich nicht ein, dass man jetzt kurz vor der Wahl noch etwas beschließen muss."

Auch bei den Eintritten in die Museen sieht die VP-Sprecherin im Unterschied zur SPÖ keinen Änderungsbedarf: Die Hemmschwelle entstehe weniger durch Eintrittspreise, sondern dadurch, "dass viele nicht früh genug mit Kultur in Berührung gekommen sind: etwa in der Schule".

An Kulturminister Drozdas Politik bekrittelt Großbauer "den Stil" im Umgang mit Kulturmanagern. So habe man Staatsoperndirektor Meyer gebeten sich zu bewerben, obwohl man wusste, "dass man wahrscheinlich jemanden Neuen will". Meyers Nachfolger Roscic sei jedenfalls "ein sehr erfolgreicher Musikmanager". Der Plagiatsprüfung seiner Doktorarbeit könne man "nicht vorgreifen".

Die wegen eingestandener Compliance-Verstöße nicht wiederverlängerte Ex-Belvedere-Chefin Agnes Husslein hat für Großbauer "einen hervorragenden Job gemacht. Aber ja, laut Medienberichten sind auch Dinge passiert, die, so sie stimmen, nicht hätten passieren dürfen und Konsequenzen nach sich ziehen mussten." (Stefan Weiss, 4.10.2017)