Arthur (Griffin Newman) im grauen Anzug ist Superheldenneuling, sein Lehrmeister The Tick (Peter Serafinowicz) verfügt über einen beeindruckenden Aufzug, ist aber ansonsten alles andere als fehlerfrei.

Foto: Amazon

Wien – Hallo, hier ist wieder der Blog der Freude, zum Beispiel mit dieser Botschaft aus den Untiefen des Fernsehuniversums: "Takeshi's Castle" kommt zurück, ich kann mich gar nicht halten! "Takeshi's Castle" war eine japanische TV-Show in den 1980er-Jahren nach Idee, Entwurf und Ausstattung von "Fürst" Takeshi Kitano. Der wachte über eine Burg, die durchwegs furchtlose Kandidaten in großen Scharen zu erobern versuchten. Dabei mussten sie einen Hindernisparcours überwinden, der Computerspielen wie "Super Mario" glich und sich also gewaschen hatte. Es war so lustig! Wie "Ninja Warriors", nur fünftausendmal besser. Ein Video zur Erinnerung.

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Gedreht wird in Thailand, hundert todesmutige Teilnehmer warten darauf, in Löcher zu plumpsen, von Pappfelsen niedergewalzt zu werden, sich in Irrgärten von wilden Samurais verfolgen zu lassen, und aus viele andere Nettigkeiten mehr. Um es mit den Worten meines Kollegen Stuart Heritage zu sagen: "Das ist wunderbar, und ihr solltet alle sehr dankbar dafür sein." Comedy Central sicherte sich die Rechte, wahrscheinlich werden wir neue Folgen schon 2018 schauen können. Bis dahin überbrückt RTL Nitro die Wartezeit mit alten Folgen samstags, so gegen 13.30 Uhr.

Doch nun zum Kerngeschäft: kommenden Lustbarkeiten, und davor noch der obligatorische SPOILER-ALARM: Wer nichts, aber schon gar nichts über Inhalte von kommendem Fernsehgut wie "Babylon Berlin", "Mindhunter", "The Tick" wissen will, möge sich in den folgenden Absätzen an das Fettgedruckte halten – und den Rest wohlgemut überspringen.

Freitag, 13. Oktober: Babylon Berlin, Sky
Literaturverfilmungen sind fast immer mit einem Urteil konfrontiert: "Nicht so gut wie das Buch." Um dieser Hinrichtung zu entgehen, haben Tom Tykwer, Achim von Borries und Henk Handloegten gar nicht erst versucht, sich in Details an die Vorlage "Der nasse Fisch" von Volker Kutscher zu halten. Wer das Buch kennt, wird sich über diese insgesamt 16-teilige Serie wundern. An den handelnden Personen wurde mächtig gebastelt, Handlungsstränge umgedreht, Chronologien durcheinandergewirbelt, bis am Ende ein eigenes Kunstwerk entstand, das, so kann man sagen, ein gewisses Alleinstellungsmerkmal im deutschsprachigen Serienraum hat. Der Fall, an dem sich Ermittler Gereon Rath (Volker Bruch) und seine Zuarbeiterin Charly Ritter (Liv Lisa Fries) gehörig abarbeiten, ereignet sich während der explosiven Jahre im Berlin der Mai-Unruhen 1929, die als "Blutmai" in die Geschichte eingingen.

Anspieltipp ist in Folge zwei die Schlusssequenz, in der sich ein Höllentanz in einer Tanzbar und gleichzeitig in einer kommunistischen Druckerei ereignet. Eine Komposition von Tom Tykwer selbst interpretiert und lebt die großartige Severija Janušauskaitė. Wir Balina würden sajen: Da biste platt!

Moviepilot Trailer

Freitag, 13. Oktober: Mindhunter, Netflix
Darauf wartet man schon sehr gespannt. Zwei FBI-Agenten (Jonathan Groff und Holt McCallany) sind in den 1970ern verrückten Gedanken auf der Spur, konkret handelt es sich um jene von Serienmördern. Um sich ein Gesamtbild zu machen, klappern sie einen nach dem anderen ab. Die Studiensituation bleibt nicht ganz erhalten, wer sich mit so viel geballter Bosheit auseinandersetzen muss, auf den färbt etwas ab. Ausgedacht hat sich das David Fincher, der sein Geschäft mit der Psychothrillerei versteht. Grausigster Beweis dafür war "Sieben" mit Brad Pitt und Kevin Spacey anno 1995, der beeindruckendste "Fight Club" (1999) mit Edward Norton. Von "Mindhunter" gab's für Prie-View keine Preview, dass der Mann das Perfide kann, weiß man – nicht zuletzt aus "House of Cards".

Netflix

Freitag, 13. Oktober: The Tick, Amazon Prime
So ganz lupenreine Helden haben ja meistens etwas Peinliches an sich, Superman zum Beispiel wäre ohne seine Schwäche für Kryptonit eine völlige Lachnummer. Insofern hatte der Comiczeichner Ben Edlund recht, als er seine Superhelden an den Rand des Nervenzusammenbruchs führte.

Witzigerweise brauchte es mehrere Anläufe, bis Edlund seine Serie mit echten Menschen anbringen konnte. Der erste Versuch 2001 ging auf Fox gnadenlos unter. Neun Folgen, und das war's. Amazon versuchte den Neustart, und man muss sagen, sehr viel anders sieht das gar nicht aus.

Der alte Tick von Fox und ...
AlienHybridsTV

Da gibt es zum einen Arthur (Griffin Newman), der seine Superkräfte entdeckt und lernen muss, damit umzugehen, und zum anderen The Tick (Peter Serafinowicz), den gestandenen, aber höchst fehlerhaften Kraftmeier, dem die Pose oft näher scheint als das Heldentum.

... der neue von Amazon Prime.
Amazon Video

Die Story ist auch auf Amazon – wo "The Tick" heute deutschsprachig startet – leicht überdreht, hinweisen möchte ich aber doch auf den liebreizenden Tick-Darsteller Serafinowicz, der auf Youtube mit dem Spaßnamen Sassy Trump ein Trump-Verarscher allererster Güte ist, und das mit einfachsten Mitteln: Serafinowicz tut nichts anderes, als Trumps Reden zu lesen. Mit neuer Stimme kommt der haarsträubende Unsinn der Worte des Präsidenten noch deutlicher zur Geltung. Das hat gleichzeitig den etwas unheimlichen Nebeneffekt, dass man gar nicht mehr aufhören möchte, Trump-Reden zu hören.

Peter Serafinowicz

Dienstag, 17. Oktober: Good Behaviour, TNT Serie
Michelle Dockery hat sich ja als snobistische Junggräfin von "Downton Abbey" in die Seriengehirne eingeprägt. Man tut sich etwas schwer, sie nicht im edwardianischen Königreich zu sehen, sondern im Bösemädchenmilieu. In "Good Behavior" ist sie eine coole Alte, die höchst gegenwärtig wegen guter Führung vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen wird, was gut klingt, aber nicht gut bleibt, weil Resozialisierung bekanntlich ein schwieriges Geschäft ist. Als notorische Diebin hat sie sich mit einem notorischen Killer eingelassen. Es wird nicht einfacher.

TNT Serie startet die zweite Staffel, ich kenne die erste nicht und habe aus Zeitnot nur einen Blick in die zweite geschafft. Ich mag die maskenhafte Attitüde Dockerys, dass die Langfingerin für ihren Sohn sogar das Schulzeug fladert, zeigt, dass sie eine gute Mutter ist und sich um ihren Sohn kümmert. Ansonsten erscheint es mir etwas unentschlossen, aber ich kann mich auch täuschen und lasse mich gerne eines Besseren belehren.

TV Promo 360

Was noch?

Am Mittwoch, dem 18. Oktober startet der ORF sein transmediales Projekt "Homo Digitalis" mit Webvideos zu im Moment unser aller Lieblingsthema.

Tags darauf macht sich Nina Horowitz furchtlos in einer Ausgabe von "Am Schauplatz" auf Wanderschaft mit Kampfcampierern, unter anderem im FKK-Camp. Wärmendes für die kühle Jahreszeit gewissermaßen.

Ebenfalls am Donnerstag, dem 19. Oktober beglückt ORF 1 mit Beispielen jüngerer österreichischer Filmkunst. Das Programm ist löblich und ärgerlich zugleich. Ursula Strauss in "Mein Fleisch und Blut" mutet man dem Publikum zum Hauptabend offenbar gerade noch zu. Der Rest wird als Themenabend zu späterer (um 22.35 Uhr "Einer von uns" von Stephan Richter) und ganz später Stunde (um 0.15 Uhr David Schalkos Verfilmung von Thomas Glavinics Buch "Wie man leben soll") verschossen.

Um 22 Uhr melden sich schnell Gerti Drassl und Thomas Stipsits mit "Achtung! Sondersendung zum Österreichischen Film" mit Tipps zu neuen Filmen aus heimischer Werkstatt zu Wort, Michael Haneke ("Happy End"), Harald Sicheritz ("Baumschlager") und Sabine Derflinger ("Anna Fucking Molnar"). Verschenkt, denn ein echter Dienst an der Sache wäre es gewesen, hätte man die Filme, bei denen es sich durchwegs um Fernsehpremieren handelt, zu zuschauerfreundlicher Zeit gezeigt. Das Potenzial hätten sie, und ich wage zu behaupten, das Publikum auch. Aber "der Mut ist wie ein Regenschirm", sagte einst Schauspieler Fernandel. "Wenn man ihn am dringendsten braucht, fehlt er einem."

Trailer der Woche ist dieses Mal ganz eindeutig "Castle Rock". Ich freue mich ja so über ein Wiedersehen mit Sissy Spacek! Es war aber ohnehin zu erwarten, dass ihre außergewöhnliche Performance in "Bloodline" ein Nachspiel haben musste. Ihre in jungen Jahren erworbenen Fähigkeiten im Fach des Grausens aktiviert sie hier offenbar in einem Stoff von Stephen King. Die von J. J. Abrams produzierte Serie geht 2018 in den USA auf Hulu online, was zur Folge hat, dass Netflix, Amazon und Sky bei der Rechtevergabe eher durch die Finger schauen werden, sondern andere Mitspieler zum Zug kommen, so geschehen bei "The Handmaid's Tale", das in Deutschland über den Telekom-Kanal Entertain.tv abrufbar ist. Es bleibt spannend.

FilmTrailerZone

In diesem Sinne: frohes Schauen! (Doris Priesching, 12.10.2017)