Ein Kunstraum als Aquarium: Kurator John Rajchman zeigt u. a. diese Installation Philippe Parrenos in der Galerie Meyer Kainer.

Foto: Marcel Koehler / Galerie Meyer Kainer 2017

Sprechen können sie leider nicht, die aufblasbaren Fische von Philippe Parreno, die in der Galerie Meyer Kainer ein Gefühl der Schwerelosigkeit vermitteln. Sie scheinen zu schweben, sind Teil einer Inszenierung, die an Alice im Wunderland denken lässt. Schreibtischuhr hat John Rajchman die Ausstellung genannt, in der es ihm um die "Zeit des Geschriebenen" sowie den "Ort des Lesens und des Schreibens" geht. Als Display dienen dementsprechend fünf Schreibtische, auf denen ein Text des amerikanischen Kurators und Theoretikers zum Verhältnis von Sprache und Kunst aufliegt.

Ansonsten kommt die Ausstellung fast ohne Buchstaben aus: Liam Gillick, der wie Rajchman an der Columbia University lehrt, ist mit seinen Abstraktionen politischer Begriffe vertreten sowie Louise Lawler mit einem fragilen Protest gegen Drohnen, und Ahmet Ögüt verweist mit The Swinging Doors (2009) auf die Brutalität der türkischen Polizei.

Damit vermittelt die sehenswerte Präsentation zwischen der poetischen und der politischen Dimension von Sprache, wobei Letztere auch in der Galerie Krobath ein Thema ist: in einem Text von Christian Höller etwa, der den Fall Dana Schutz diskutiert – jenes umstrittene Gemälde, das einen ermordeten Afroamerikaner zeigt.

Konzipiert wurde die Malereiausstellung The Happy Fainting of Painting II von Hans Jürgen Hafner und Gunter Reski, die Kunst und Theorie "auf Augenhöhe" bringen wollten. Neben affichierten Texten von Sabeth Buchmann oder Helmut Draxler sind allerdings zu viele malerische Arbeiten (u. a. von Anna Mayer und Rosa Hausleithner) zu sehen, wodurch die Ausstellung das Theorie-Praxis-Problem leider nicht auflöst.

Nebenan wird in der Galerie Janda auch die produktive Fehlinterpretation fokussiert. Der in Chicago lebende Kurator Jacob Proctor hat dort Arbeiten von Roman Ondak, Jakob Kolding oder Lisa Oppenheim versammelt, in denen Missverständnisse und Übersetzungsprobleme zwischen Bild und Text charmant – und analog – bearbeitet werden.

Wie das Digitale auf die Wahrnehmung einwirkt, steht wiederum in der Galerie Crone im Zentrum. K.I. heißt die Ausstellung, was hier nicht "künstliche", sondern "künstlerische Intelligenz" bedeutet. Als Betrachter fühlt man sich darin von der codierten Kommunikation von Computern untereinander – eine zentrale Idee der Schau – ein wenig ausgeschlossen.

Statt auf thematische Gruppenpräsentationen hat man in der Schleifmühlgasse vorwiegend auf Einzelpräsentationen gesetzt: One and Three Chairs ist die Soloshow von Michael Riedel in der Galerie Senn übertitelt, wo er sich an einer korrigierenden Variation der gleichnamigen Konzeptarbeit Joseph Kosuths versucht. Die Galerie König zeigt eine Werkschau von Uri Aran: Kommunikation und die ihr zugrunde liegenden gesellschaftlichen Regeln sind wichtige Themen im Werk des israelischen Künstlers, während in der ehemaligen Galerie Kargl Ferdinand Kriwets Super-Seh-Texte aus den 1970er-Jahren die Ausdrucksseite des sprachlichen Zeichens betont.

Eine reine Malereiausstellung im Rahmen von Curated by bezieht sich überraschenderweise auf die österreichische Literaturgeschichte. Zu sehen ist diese in der Galerie Winter: Den britischen Künstler Dexter Dalwood inspirierte ein Zitat Hugo von Hofmannsthals zu einer spannenden narrativen Bilderserie. (Christa Benzer, Album 7.10.2017)