Polit-Berater Peter Puller gilt als Experte für Dirty Campaigning.

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Wien – 2005 sah die Medienwelt noch anders aus. Werden heute Kampagnen über Social Media unterfüttert, wurde damals mit Leserbriefen Stimmung gemacht. Im damaligen steirischen Landtagswahlkampf kursierte dazu in der ÖVP ein Leitfaden, wie Leserbriefe für Dirty Campaigning eingesetzt werden können.

Der schwarze "Wahlkampfknigge" empfahl unter anderem, den SPÖ-Kandidaten Franz Voves in Leserbriefkampagnen zu verunglimpfen: "Leserbriefe sind auch ein probates Mittel, um Informationen bzw. Gerüchte zu streuen, die im Rahmen der offiziellen Medienarbeit nicht eingesetzt werden dürfen", stand in der Anleitung zu lesen. Verfasser der Richtlinie: Peter Puller.

Schwarzer Peter

Es seien "übereifrige junge Mitarbeiter" gewesen, entschuldigte der damalige ÖVP-Generalsekretär Reinhold Lopatka die unfeinen Auswüchse. Puller, der von der "Kronen Zeitung" ins ÖVP-Pressebüro gewechselt war, schob den schwarzen Peter der Jungen ÖVP zu. Auf der schwarzen Karriereleiter nahm er die nächste Stufe. Er wanderte mit dem damaligen Landesparteisekretär Hannes Missethon in die ÖVP-Zentrale ab, als der Steirer Missethon das Generalsekretariat übernahm.

Als Chefredakteur der Bundes-ÖVP traf der heute 37-Jährige auf den Pressesprecher der Partei, Gerald Fleischmann – heute Pressesprecher und engster Berater von Sebastian Kurz.

Nächste Station: Mitarbeiter in einer ÖVP-nahen Agentur, die in ein nach wie vor gerichtsanhängiges Verfahren in der Telekom-Affäre im Zusammenhang mit angeblichen Zahlungen an die Grazer ÖVP verwickelt ist.

Schließlich wurde Puller von der damaligen ÖVP-Wissenschaftsministerin Beatrix Karl in ihr Kabinett geholt. Auch hier war er für die Pressearbeit zuständig und übernahm letztlich auch das Kabinett als Chef.

Berater mehrerer Parteien

Puller gründete nach seiner Karriere als Ministeriumssprecher diverse Beratungsfirmen, etwa die p2-network-communication oder die p2strategy, und betreute weiterhin Projekte für das Wissenschaftsministerium. Im Wien-Wahlkampf 2015 war er Kampagnenleiter für die Neos und arbeitete damals schon mit Tal Silberstein zusammen. Dass er für mehrere Parteien, nämlich für die ÖVP, die Neos und schließlich für die SPÖ arbeitete, sieht er nicht als Problem: Er sei Politikberater und müsse als Unternehmer wirtschaftlich denken. Nur eine Tätigkeit für die Freiheitlichen schloss er bis dato für sich aus.

Das Licht, das derzeit auf den früheren Journalisten fällt, ist kein gutes: Ob Agent provocateur oder Dienstleister für verschiedene Lager, er scheint an der Aufmerksamkeit und an dem Spiel mit dem Feuer Gefallen zu finden. "Der Peter glaubt, das alles ist ein Spiel, er ist ein Grenzgänger und vermittelt den Eindruck, als könnte er nicht bis drei zählen", sagt einer aus seinem Bekanntenkreis.

Ende 2015 musste er Insolvenz anmelden. Laut Medienberichten hatte er knapp 65.000 Euro Schulden angehäuft. (Marie-Theres Egyed, Walter Müller, 6.10.2017)