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Airbus-Chef Tom Enders bereitet seine Belegschaft auf harte Zeiten vor.

Foto: Reuters / Hannah Mckay

Wien / Toulouse – Airbus-Chef Tom Enders bereitet seine Belegschaft wegen Verdachts auf Korruption und Schmiergelder in Millionenhöhe auf schwere Zeiten vor. "Das dürfte (...) ein langer Weg werden, und die Möglichkeit schwerwiegender Konsequenzen, einschließlich erheblicher Strafen für das Unternehmen ist durchaus gegeben", heißt es in einem Brief von Enders, der der Deutschen Presse-Agentur vorlag.

Wegen angeblicher Schmiergeldzahlungen rund um den Eurofighter-Deal hat auch Österreich eine Strafanzeige gegen den Flugzeugproduzenten erstattet. Die Ermittlungen in Österreich sind noch nicht abgeschlossen.

Es sei mit "falschen Informationen und Versuchen Einzelner zu rechnen, im eigenen Interesse das Top-Management zu diskreditieren", warnte der Konzernchef. "Stellen Sie sich auf turbulente Zeiten ein." Ein Sprecher des Unternehmens sagte am Sonntag, Enders selbst stehe außer Verdacht.

Selbstanzeige richtiger Schritt

Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern hat wegen Korruptionsverdacht Selbstanzeige erstattet, was Enders in dem Brief an die Mitarbeiter als richtige Entscheidung bezeichnete: "Dieses Vorgehen war richtig – und der einzige Weg im Einklang mit unseren Werten, Ethikstandards, Compliance-Regeln und gesetzlichen Verpflichtungen."

Der Verwaltungsrat stehe in der Angelegenheit hinter ihm und Chef-Jurist John Harrison. Enders versicherte, Airbus werde "aus dieser Krise als besseres, stärkeres und wettbewerbsfähigeres Unternehmen hervorgehen".

Die britische Anti-Korruptionsbehörde geht seit vergangenem Jahr dem Verdacht auf Betrug, Bestechung und Korruption bei Geschäften der zivilen Luftfahrtsparte von Airbus nach. Die Vorwürfe betreffen nach Angaben vom August 2016 Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit Beratern einer "dritten Partei". Auch die französische Finanz-Staatsanwaltschaft führt dazu eine Untersuchung.

Münchner Staatsanwaltschaft vor Anklage

Ermittler untersuchen zudem schon seit längerem die Umstände des Verkaufs von Eurofighter-Kampfjets an Österreich. Airbus weist dabei allerdings Vorwürfe zurück. "Weder die seit Jahren andauern den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in München und Wien noch unsere eigenen umfangreichen Untersuchungen haben Anhaltspunkte ergeben, die auf Bestechung im Zusammenhang mit dem Verkauf von Eurofighter-Flugzeugen nach Österreich hindeuten", sagte ein Sprecher des Unternehmens.

Er reagierte damit auf Informationen des "Spiegels", die Münchner Staatsanwaltschaft wolle bald Anklage erheben. Die Staatsanwaltschaft selbst wollte sich dazu auf dpa-Anfrage nicht äußern. Im Februar hatte eine Vertreterin der Behörde gesagt, dass bisher "wenig Anhaltspunkte für Bestechung" gefunden worden seien. (APA, dpa, 8.10.2017)