Der Acer Predator 17 wird über verschiedene Händler angeboten. Der Nennpreis für aktuelle Modelle beginnt, abhängig von der Ausstattung, bei 2.200 Euro.

Bild: Acer

Die auffällig leuchtende Rückseite.

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Predator Sense bietet drei Taktungsstufen zur Schnellauswahl.

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Lange Jahre jammerte die Elektronikbranche darüber, dass der PC-Markt sich rückläufig entwickelte. Das Aufkommen von Smartphones und anderen Mobilgeräten hat Laptops und Desktops als "Internetmaschinen" weitgehend überflüssig gemacht. Produkte wie das iPad Pro könnten langfristig auch zur Gefahr in der Arbeitswelt werden.

Doch es gibt Hoffnung. Neben dem wachsenden Segment der Convertibles, die Notebook und Tablet vereinen, sind es die Gamer, die wieder Geld in die Kassen der Branche spülen. Gedankt werden darf es dem allgemeinen Boom von Videospielen und dem immer wichtiger werdenden E-Sport.

Fast jeder PC-Hersteller pflegt mittlerweile eine Gamingmarke: Lenovo Legion, Dell Alienware, HP Omen, Asus "Republic of Gamers", um nur ein paar zu nennen. Schon ein Weilchen dabei ist auch Acer, wo Spielerware unter dem Namen "Predator" verkauft wird. Der GameStandard hat sich über den Sommer das Laptop-Modell Predator 17 angesehen.

Acer Predator 17 in der Frontansicht.
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Hinweis

Einleitend zur Konfiguration: Verbaut ist ein Intel Core-i7 6600HQ, eine Quadcore-CPU mit einem Maximaltakt von 3,5 GHz. Der Prozessor nach "Skylake"-Architektur wurde 2015 vorgestellt. Er werkt im Verbund mit 16 GB RAM. Dazu gibt es eine 256-GB-SSD von Liteon und eine Festplatte mit einem Terabyte Speicherplatz von Toshiba. Für Grafikleistung zuständig ist eine Nvidia Geforce 1070 mit vier GB VRAM. Es kommt ein Monitor mit 17,3 Zoll Bildschirmdiganole, G-Sync-Kompatibilität und Full-HD-Auflösung (1.920 x 1.080) zum Einsatz.

In dieser Konfiguration wird der Predator 17 nicht mehr verkauft. Das nächstgelegene Modell ist praktisch identisch, kommt aber mit acht GB VRAM für die GTX 1070. Es kostet laut offizieller Preisauszeichnung knapp 2.300 Euro. Dazu sind auch Ausgaben mit der 7000er-Reihe von Intels Prozessoren und künftig wohl auch mit den CPUs der neuen, achten Generation zu haben, ebenso wie es Varianten mit unterschiedlichen Speichergrößen, höherer Bildschirmauflösung und der Geforce 1060 gibt.

Auch das Seitenprofil fällt nicht besonders schlank aus.
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Lärm zum Auftakt

Wie für Gaming-Geräte oft typisch, gibt sich auch Acers "Jäger" äußerlich nicht dezent. Ihn ziert ein prominent leuchtendes Logo. Das Design der Lüfter ist irgendwo zwischen Sportwagen und Flugzeugtriebwerk angesiedelt. Die Farbwahl ist mit Schwarz und Rot betont aggressiv.

Beim Einschalten begrüßt der Rechner den Nutzer mit einem Sound, der aus einem Hitchcock-Psychothriller stammen könnte. Dieser wird auch immer über die Lautsprecher abgespielt, selbst wenn Kopfhörer angesteckt sind. Ärgerlich: Die vorinstallierte Zusatzsoftware bietet keine Möglichkeit, ihn abzudrehen, man muss hierfür den etwas mühseligen Weg über das BIOS gehen.

Passend zum Rest leuchtet auch der Einschaltknopf glühend rot.
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Abseits davon bootet die "Kiste" recht flott. Der matte Bildschirm spiegelt kaum und bietet ordentliche Farbdarstellung. Einzig die horizontale Blickwinkelstabilität könnte etwas höher sein, das ist aber nur relevant, sollten sich mehrere Zuseher um den Rechner versammeln. Von seinem Scharnier wird er jedenfalls sehr stabil an seinem Platz gehalten.

Das Gehäuse besteht aus solide wirkendem, gummiertem Kunststoff, der etwas anfällig für Staubablagerungen ist. Auf schlankes Design hat Acer verzichtet. 423 x 321 x 42 Millimeter misst der Laptop und wiegt dabei fast 4,3 Kilogramm. Wer einen Laptop sucht, den man mal eben mit ins Büro, an die Universität oder woanders hin nehmen kann, ist hier falsch aufgehoben. Der Predator 17 ist dafür gedacht, einen Desktoprechner zu ersetzen und dem User langes Auf- und Abbauen zu ersparen. Daher eignet er sich etwa gut als Entertainmentfreund im Hotel oder als Spieleplattform für LAN-Partys.

Auf der linken Seite finden sich zwei USB-3.0-Ports und die Klinkenbuchsen für Kopfhörer und Mikrofon.
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Vollwertige Portausstattung

Nachdem Kompaktheit keine Vorgabe war, fällt auch die Port-Ausstattung ansehnlich aus. Insgesamt vier USB-3.0-Port sowie ein USB-3.1-Anschluss mit Thunderbolt-3-Unterstützung bieten Dockmöglichkeiten für Peripherie. Dazu kommen zwei 3,5-mm-Klinken, um auf Wunsch separat Kopfhörer und Mikrofon anstecken zu können. Externe Bildschirme können per Displayport oder HDMI verbunden werden. Ebenso dabei sind ein Leseeinschub für SD-Karten sowie ein RJ45-Netzwerkstecker.

Wer Videotelefonie führen mag, findet auch eine integrierte Webcam über dem Bildschirm vor. Deren Bilderfassungsqualität ist aber eher von trauriger Natur – weil blass und verwaschen. Das integrierte Mikrofon produziert "okaye" Qualität.

Die Rückseite lehnt sich an Rennwagenoptik an.
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DVD-Laufwerk oder Zusatzkühlung

Weiters kann man sich entscheiden, ob man den Laptop mit einem DVD-Brenner betreiben möchte oder stattdessen lieber ein weiteres Kühlmodul nutzt. Für einen Tausch ist lediglich eine einfache Entriegelung zu betätigen und ein Modul im Laufwerkseinschub gegen das andere zu ersetzen.

Ausgetauscht werden können auch Festplatte und RAM. Die Wartungsklappe auf der Unterseite ist mit einem Sperrmechanismus sowie zwei Kreuzschlitzschrauben gesichert. Ein einfacher Wechsel des 90-Wh-Akkus ist allerdings nicht vorgesehen. Versorgt wird dieser über ein wuchtiges Netzteil, das vom Format her an jenes der ersten Xbox One erinnert.

Die rechte Seite beherbergt den Rest der Port-Ausstattung, unter anderem die Bildschirmausgänge und den Netzwerkanschluss.
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Gelegentliche WLAN-Probleme

Acer hat den Laptop vollgepackt mit lauter spektakulär klingenden Technologien. "Killer Doubleshot Pro" soll die ac-WLAN-Verbindung für Gamingbelange optimieren. "Soundpound" soll mit vier Lautsprechern und zwei Subwoofern gute Akustik erzeugen. "Frostcore" wiederum obliegt es, auch unter Last für gute Kühlung zu sorgen – auch wenn man mittels der "Predator Sense"-Software übertaktet. Und hinter der "Predator Pro Zone" verbergen sich fünf Sondertasten, die sich in verschiedenen Varianten belegen und einfach umschalten lassen.

Der Reihe nach: Die WLAN-Verbindung funktioniert an sich gut, sofern man den Laptop im richtigen Winkel zum Router aufstellt. Denn besonders, wenn die Netzwerkquelle etwas weiter entfernt ist, scheint es bei ungünstiger Ausrichtung trotz laut Software starken Signals zu Aussetzern zu kommen.

Lüfterausgang in der Nahaufnahme.
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Kühlung mit Reinigungsfunktion

In akustischer Hinsicht bringt der Predator 17 einiges an Lautstärke mit. Aber auch die Vierfachausstattung mit Lautsprechern klingt am Anschlag nicht mehr sehr gut. Dreht man den Output etwas herunter, fällt die Soundqualität für diese Geräteklasse ordentlich aus, bei Bässen macht sich der integrierte Subwoofer jedenfalls bemerkbar.

Die "Frostcore"-Kühlung leistet gute Arbeit. Weder spür- noch messbar erreichte der Laptop jemals problematische Werte. Doch selbst ohne jegliche Übertaktung erzeugt sie unter Last einigen Lärm. Wer länger ein grafikintensives Game spielen will, sollte zu Kopfhörern greifen, da die Geräuschentwicklung in leiseren Spielmomenten störend sein kann. Hierzu lässt sich anmerken, dass die Soundausgabe über den Klinkenstecker problemlos läuft. Es gibt kein bemerkbares Hintergrundrauschen oder ähnliche Ärgernisse.

Nett ist die Staubschutzfunktion. Sofern die Lüftung nicht gerade beansprucht wird, wird die Drehrichtung der Ventilatoren für eine kurze Weile umgekehrt. Dies lässt sich auch manuell auslösen. Ob ein Durchlüften entgegen der üblichen Richtung tatsächlich Staubablagerungen verhindert, müsste man langfristig beobachten. Das Konzept klingt jedenfalls plausibel.

Die Chocolate-Keys sind beleuchtet.
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Chocolate Keys

Die Tastatur verfügt über regenbogenfarbige Hintergrundbeleuchtung, die nett aussieht und auf Wunsch auch einfach abgedreht werden kann. Zum Einsatz kommen "Chocolate Keys", die ein klein wenig Spiel und einen sehr kurzen Druckpunkt haben. Wie gut sich diese zum Spielen eignen, obliegt wohl hauptsächlich dem eigenen Geschmack. Subjektiv gesehen machten sie einen guten Eindruck.

Gleiches gilt für das Trackpad, das praktischerweise mit einem physischen An/Aus-Knopf daherkommt. Einen Wermutstropfen stellen jedoch die Klicktasten dar, deren Druckpunkt sehr undefinierbar ist. Gamer schließen aber üblicherweise sowieso eine Maus an den Rechner an.

Mittels Wartungsklappe können Festplatte und RAM einfach ausgetauscht werden.
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Satte Leistung, kurze Akku-Lebensdauer

Leistungstechnisch tut der Predator 17, was von seiner Hardware auch zu erwarten ist. Nämlich aktuelle beziehungsweise aufwendigere Games (etwa "The Witcher 3" oder "Playerunknown's Battlegrounds") gut wiedergeben – wenn man von Hängern aufgrund der mangelnden Optimierung von letztgenanntem Spiel absieht.

Im PC-Mark-10-Benchmark liegt er mit rund 4.500 Zählern etwas unter der als "Gaming Laptop" definierten Kategorie, bei der allerdings ein etwas stärkerer Prozessor und das Spitzenmodell der letzten Geforce-Generation (GTX 980) als Konfiguration definiert sind. Ob dies ein benchmarkspezifisches Problem ist, lässt sich schwer sagen. In der Praxis stößt man mit dem Predator 17 aktuell als Gamer auf keine signifikanten Leistungsgrenzen.

Die Ausnahme bildet freilich der Akku. Stärkere Gamingpower führt auch zu höherem Energieverschleiß. Dementsprechend ist nach etwa spätestens drei Stunden intensiveren Spielens der Spaß vorbei, und der Laptop muss ans Ladegerät. Für mobiles Arbeiten keine gute Bilanz, bei einem ohnehin für stationären Einsatz konzipierten Gerät jedoch kein Beinbruch.

Acer

Am Laptop vorinstalliert ist, wie bei Gamingrechnern üblich, Windows in Form von Windows 10 Home. Acer selbst hat neben Predator Sense und der Support-App Acer Care noch eine Testversion von Office 365 voraufgespielt. Dazu gibt es auch noch ein Sammelsurium an eher unnötigen Free-2-Play-Games, die sich aber deinstallieren lassen.

Fazit

Der Predator 17 ist ein, wie man so schön sagt, "zielgruppenoptimiertes" Produkt. Er bietet leistungsstarke Hardware mit guter Kühlung, ordentlichem Display und ebenso passabler Tastatur. Die Soundausgabe ist solide. Rote Beleuchtung und die "sportliche" Gestaltung machen klar, um welche Käufer man wirbt.

Nicht nur aufgrund des großen Displays, sondern schlicht auch wegen der wuchtigen Maße und des hohen Gewichtes muss man dafür aber Einbußen bei der Mobilität in Kauf nehmen. Der Predator 17 ist kein Gerät, das man mehrfach am Tag irgendwohin nehmen will, sondern schlicht ein tragbarer Gaming-PC, der zumindest noch zwei bis drei Jahre in der Oberliga mitspielen sollte.

Mit einem Nennpreis von 2.300 Euro – es wurden auch schon Straßenpreise unterhalb der 2.000er-Marke gesichtet – ist eine Anschaffung natürlich gut zu überlegen. Man bekommt deutlich mehr Performance geboten als bei edlen Arbeitslaptops in diesem Preisbereich. Wer einen schnell einpackbaren Begleiter für LAN-Partys und dergleichen sucht, darf den Predator 17 jedenfalls in Erwägung ziehen. (Georg Pichler, 9.10.2017)

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