Vor allem die Fachkräfte legen hierzulande zu: Ihr Gehalt steigt im Schnitt um drei Prozent. Vorstände und Geschäftsführer können dagegen mit einer Gehaltserhöhung von 2,4 Prozent rechnen, prognostiziert die Personal- und Managementberatung Kienbaum.

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Im kommenden Jahr werden die Gehälter in Österreich im Schnitt um 2,8 Prozent steigen – und damit geringfügig stärker als im europäischen Durchschnitt. Vor allem die Fachkräfte legen demnach zu: Ihr Gehalt steigt im Schnitt um drei Prozent, prophezeit die Personal- und Managementberatung Kienbaum. Vorstände und Geschäftsführer können mit einer Gehaltserhöhung um 2,4 Prozent rechnen.

Im westeuropäischen Durchschnitt erhöhen sich die Gehälter um 2,6 Prozent bei einer erwarteten Inflation von 1,3 bis 1,8 Prozent. Demnach werden Reallohnsteigungen für Österreich von etwa einem Prozent erwartet. Als einziges westeuropäisches Land verzeichnet Großbritannien bei einer Inflation von 2,8 Prozent einen geringen realen Gehaltsrückgang.

Der Prognose zugrunde liegt eine Studie, die Kienbaum in 36 Ländern durchgeführt hat. Weltweit haben mehr als 1.550 Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größen dafür Informationen zur erwarteten Gehaltsentwicklung preisgegeben.

Wer wo am meisten profitiert

Unter Betrachtung der einzelnen Hierarchieebenen gestaltet sich die Verteilung der Gehaltserhöhungen in Westeuropa von Land zu Land verschieden. Während Vorstände in Finnland, Italien und Portugal mit den vergleichsweise höchsten Gehaltszuwächsen rechnen können, profitieren in Deutschland, Österreich und Luxemburg die Spezialisten und Fachkräfte am meisten. Auf der mittleren Managementebene sind in Frankreich, Belgien und den Niederlanden bei Steigungsraten zwischen 2,5 und 3,4 Prozent die stärksten Gehaltserhöhungen zu erwarten.

Hohes Wachstum in Osteuropa

In den osteuropäischen Ländern ist bei einer durchschnittlichen Rate von fast fünf Prozent über alle Hierarchieebenen hinweg von einer wesentlich stärkeren Gehaltssteigerung als in Westeuropa auszugehen. Die prozentualen Gehaltssteigerungen in den Ländern Osteuropas liegen zwischen 2,9 und 7,6 Prozent, wobei die Zuwächse in den osteuropäischen Nicht-EU-Staaten vergleichsweise höher ausfallen. Allerdings wird in der Ukraine, der Türkei und Weißrussland eine Inflationsrate von über acht Prozent erwartet, sodass die prognostizierten Gehaltssteigerungen von der Teuerung aufgezehrt werden und die Realeinkommen sinken. Der Inflationsausgleich ist daher wesentlicher Treiber und ausschlaggebender Faktor für die Gehaltsentwicklung in diesen Ländern.

Aufgeteilt nach Hierarchieebenen profitieren sowohl in den EU- als auch in den Nicht-EU- Staaten Osteuropas Spezialisten und Fachkräfte mit durchschnittlich mehr als fünf Prozent am stärksten von Gehaltserhöhungen, wie die Kienbaum-Studie ergibt.

Indien: Stärkste Reallohnsteigerungen

Bei den untersuchten außereuropäischen Staaten werden insbesondere in den Schwellenländern hohe Gehaltssteigerungen erwartet. In Indien werden Gehaltszuwächse von bis zu 8,2 Prozent prognostiziert, gefolgt von Brasilien und China mit 6,4 beziehungsweise 5,3 Prozent.

Im Hinblick auf die nach Hierarchieebenen aufgeteilten Gehaltszahlungen steigen in Mexiko, Indien, Japan und China die Gehälter von Spezialisten und Fachkräften am stärksten. In den USA und in Singapur dagegen profitieren die obersten Führungsetagen mit Erhöhungen von bis zu 4,7 Prozent (USA) am stärksten von Gehaltszuwächsen. Über alle Hierarchieebenen hinweg ist in den USA mit einem Gehaltszuwachs von 3,9 Prozent und einer realen Lohnsteigerung von 1,7 Prozent zu rechnen.

Was die Gehaltsentwicklung beeinflusst

Die Kienbaum-Studie zeigt außerdem: Die Unternehmensperformance bleibt 2018 der weltweit wichtigste Faktor für die Gehaltsentwicklung. Allerdings bilden im westeuropäischen Vergleich Österreich und Griechenland regionale Ausnahmen. Hier wird die Leistung der Mitarbeiter für die Gehaltsannahmen stärker einbezogen als das Unternehmensergebnis. Zudem spielen in Deutschland, Österreich und in den skandinavischen Ländern Tarifverträge eine zentrale Rolle bei der Gehaltsentwicklung. In Osteuropa ist vor allem der Inflationsausgleich, in Bulgarien und Weißrussland aber auch das Wirtschaftswachstum zentraler Einflussfaktor auf die Gehaltsentwicklung.

Nichtmonetäre Anreizsysteme gewinnen zunehmend an Bedeutung. Wie aus einer zusätzlichen Fokusbefragung mit 500 Studienteilnehmern hervorgeht, geben drei Viertel der Befragten an, dass flexible Freizeitgestaltungsmöglichkeiten wie die Möglichkeit von Sabbaticals als neue Faktoren in den Vergütungssystemen wichtiger werden. Zudem erachten mehr als 70 Prozent Mitarbeiterbeteiligungen am Unternehmenserfolg zukünftig als wichtigen Baustein in der Vergütung der Mitarbeiter.

Zunehmend etablieren die befragten Unternehmen Bewertungen durch gleichrangige Peers, um die individuelle Leistung der Mitarbeiter differenziert bewerten zu können. Auch Kompetenzprofile finden verstärkt Anwendung, wenn es um die Bewertung und Förderungen von Leistungspotenzialen der Mitarbeiter geht. (red, 9.10.2017)