Heinz-Christian Strache traf auf Bundeskanzler Christian Kern.

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Ideologische Gegner saßen da am Montag an ihrem Tisch, so Claudia Reiterer zu Beginn der Wahlkonfrontation zwischen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Bundeskanzler Christian Kern. Das schien der Startschuss für den tiefroten Faden des Kanzlers durch den Abend zu sein. Zwecklos war der Versuch Straches, auf die peinliche Affäre um die Sudelseiten des ehemaligen SPÖ-Beraters zu kommen – gleich zu Beginn und auch ganz am Schluss stichelte er in der roten Wunde der Dreckskampagnen.

Doch Kern behielt Oberwasser. Man hätte sich von Tal Silberstein getrennt und alle Verträge offen gelegt. Würde Strache so mit Fällen in der FPÖ umgehen, "dann würd‘ ich jetzt mit einer Gemeinderätin von Euratsfeld hier sitzen, weil Ihnen die Leut’ ausgegangen wären". Das saß. Aber vor allem sachpolitisch ließ er Strache wenig Erholungspausen. Etwa als er das blaue Wirtschaftsprogramm und die vergangene schwarz-blaue Regentschaft zerpflückte. Wer solle den nun entlastet werden, "die Arbeitnehmer oder die Arbeitgeber?", fragte Kern. Da blätterte der FPÖ-Chef nervös in Unterlagen und meinte, man könne "gerne alles durchgehen". Es klang wie eine leise Drohung. Doch Kern ließ es nicht dazu kommen: Wenn Strache der Vertreter des kleinen Mannes sei, "gewinnt mein SC Simmering die nächste Champions League". Die Pointe mag einstudiert gewesen sein. Aber auch sie saß.

Strache überraschte noch mit dem Geständnis, dass ihm autoritäre Systeme Angst machen: Er meinte Spanien, nicht Ungarn. Ob Rot-Blau vom Tisch sei, fragte Reiterer. "Uns trennen Welten", so Kern. Strache meinte am Ende: "Sie sind als Kanzler bereits Geschichte." Da grinste Kern. (Colette M. Schmidt, 9.10.2017)