Alles bloß blaue Luftballons? Aus Straches Umfeld hieß es am Mittwoch zu Georg Muzicant, man habe einen "Firmenbuchauszug aus Israel", aber leider sei der "in Hebräisch verfasst".

Foto: Daniel Novotny

Wien – Im ORF-Duell zwischen Heinz-Christian Strache und Sebastian Kurz am Dienstagabend hielt der FPÖ-Chef dem ÖVP-Obmann vor, dass einer seiner Großspender, nämlich Immobilienunternehmer Georg Muzicant, Sohn des ehemaligen Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde, an einer Firma von Kanzlergattin Eveline Steinberger-Kern beteiligt sei. Straches Befund: Das ergebe "kein gutes Bild", dazu sprach er von "rot-schwarzen Verstrickungen". Kurz parierte den Vorwurf als "abstruse Verschwörungstheorie" – und "den Herrn Muzicant herauszugreifen, nur weil er einen jüdischen Background" habe, halte er für "unredlich".

Hantiert nun der nächste Spitzenkandidat mit antisemitischen Codes? Wie berichtet, brachte sich seit dem Wochenende auch Kurz ins Gerede, weil er den Wahlsonntag auch zu einer Volksabstimmung darüber ausrief, ob wir "die Silbersteins in Österreich wollen" – was in Internetforen für heftige Kontroversen sorgte.

Blaues Thema auch bei Inder

Am Mittwochvormittag blieb die FPÖ auf Anfrage Unterlagen zur angeblichen "Verstrickung" schuldig. Aus Straches Umfeld hieß es zu Muzicant, man habe einen "Firmenbuchauszug aus Israel", aber leider sei der "in Hebräisch verfasst" und könne nicht weitergereicht werden. Wohl aber gehe es um ein fragwürdiges "Firmengeflecht". Dass man mit bloßen Andeutungen antisemitische Signale an die eigene Klientel aussenden wollte, wurde brüsk zurückgewiesen: "Das ist eine Sauerei und lächerlich, hier Antisemitismus zu unterstellen", so ein FPÖ-Mann. Muzicant sei halt "zufällig Jude – und wir hätten das auch thematisiert, wenn er Inder wäre".

Muzicant selbst wollte zu alledem keine Stellungnahme abgeben, in der ÖVP bestätigt man, dass aus seinem Umfeld 80.000 Euro in mehreren Tranchen gespendet wurden – insgesamt "40.000 privat, 40.000 als juristische Person", auf Kurz' Website sei das auch "transparent" dargestellt. Steinberger-Kern wiederum war am Mittwoch zu Straches Ausführungen nicht erreichbar.

Am Mittwochabend um 17.40 Uhr übermittelte Lukas Brucker von der FPÖ dem STANDARD doch den israelischen Firmenbuchauszug von Steinberger-Kerns Firma Foresight Energy. In dem Papier wird auf Hebräisch Georg Muzicant als einer der Aktionäre der Gesellschaft aufgelistet – die Höhe des Anteils ist darin nicht ausgewiesen. In einer OTS-Aussendung machte die FPÖ erneut klar, dass es sich hierbei um "Verstrickungen Muzicant/Kern" handle. (Nina Weißensteiner, 11.10.2017)

Dieser Artikel wurde um 18.20 Uhr aktualisiert.