"GTA Online: Motor Wars", "PUBG" oder "Fortnite: Battle Royale" – spielen Sie ein Battle-Royale-Game?

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Foto: PlayerUnknown's Batlegrounds

Das Spielprinzip ist simpel: Auf einer etwa 60 Quadratkilometer großen Insel landen bis zu 100 Spielerinnen und Spieler per Fallschirm. In verstreuten Häusern und Ruinen lassen sich Waffen und Ausrüstung aufsammeln, mit denen man sich, als Einzelkämpfer oder in kleinen Teams von bis zu vier Freunden, an die Eliminierung der Gegnerschaft machen kann. Nach und nach wird allerdings der Aktionsradius von einer unsichtbaren tödlichen Mauer immer weiter begrenzt, bis sich am Schluss jeder Partie die letzten Überlebenden auf einem winzigen Stückchen Land zum Kampf um Leben und Tod begegnen. Das ist "Playerunknown's Battleground", kurz "PUBG".

Die Kurzbeschreibung erklärt allerdings nicht den beispiellosen Erfolg, den das Early-Access-Spiel seit seinem Release im März genießt: Über zehn Millionen Spielerinnen und Spieler haben "PUBG" gekauft; im September stellte das Spiel mit gleichzeitigen (!) 1,5 Millionen Spielern einen neuen Rekord auf der Spieleplattform Steam auf. Mittlerweile nähert man sich der Zwei-Millionen-Grenze, 15 Millionen Exemplare des Spiels wurden seit März bereits verkauft. "PUBG" ist ein Phänomen und der wohl größte Indie-Erfolg seit "Minecraft". Warum eigentlich?

Ein Erfolgsgeheimnis: "PUBG" macht auch beim Zuschauen Spaß.
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"Battle Royale"

So ganz kann sich das wohl auch Brendan Greene, der Schöpfer des jungen Hits und titelgebender "PlayerUnknown", nicht erklären. Der 41-jährige Ire war allerdings schon zuvor mit demselben Spielprinzip beschäftigt: Als Schöpfer der "Battle Royale"-Mod für die Militär-Simulation "ARMA 3" und als Designer des "H1Z1"-Spin-offs "King of the Kill" darf er sich als Pionier eines Genres bezeichnen, das seinen Namen einem japanischen Kultfilm verdankt. Im dystopischen Film "Battle Royale" aus dem Jahr 2000 wird eine ganze Schulklasse dazu gezwungen, bis zum Äußersten gegeneinander zu kämpfen – eine Idee, die sich auch in der weltweit erfolgreichen Buch- und Filmreihe "Hunger Games – Die Tribute von Panem" mit leichter Variation findet.

Dabei sind die "Battle Royale"-Spiele nur eine Weiterentwicklung eines anderen, weitaus kleineren Hypes der Spielegeschichte: Die Grundidee, in einer offenen, dystopischen Spielewelt als Sandkiste Spielerinnen und Spieler ohne Ausrüstung in den harten Überlebenskampf gegen Zombies und einander zu schicken, erwies sich im ewigen Early-Access-Spiel "Dayz" bereits 2012 als Faszinosum. Viele Elemente, die "PUBG" so erfolgreich machen, hat es dem großen Vorbild und seinen Dutzenden Nachahmern abgeschaut; entscheidende Unterschiede haben allerdings "PUBG" für Millionen Spieler attraktiv gemacht.

Zwischen Shooter und Sozialexperiment

Zum Ersten lockt die überschaubare Spieldauer auch jene an, die vom weitaus langsameren Sandbox-Gameplay von "Dayz" & Co nicht angesprochen wurden. Zweitens: Schon in kleinsten Spielmechaniken lässt "PUBG" seinen Spielerinnen und Spielern interessante Wahlmöglichkeiten mit relevanten Folgen: Springe ich in dicht bebautem Gebiet ab, wo sich Waffen, aber vielleicht auch viele Feinde aufhalten? Verschanze ich mich in einem sicheren Unterschlupf oder gehe ich offensiv auf die Jagd nach Mitspielerinnen und Mitspielern? Wie reagiere ich, wenn in meiner Umgebung gekämpft wird?

"PUBG" lässt seinen Spielern viel Raum, sich frei von spielmechanischen Fesseln zu verhalten – das macht es in gewisser Weise zum rasant ablaufenden Sozialexperiment mit unendlicher Variation. So gesehen spricht es auch nicht gegen das Spiel, dass sich kuriose Siege wie jener eines Spielers ergeben, der die ganze Partie nicht einmal am Computer war, sondern sich nur in einer Badewanne verschanzt hatte.

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Der perfekte Zuschauersport

Zum Dritten macht diese Unvorhersehbarkeit das Spiel auch für Spielerinnen und Spieler interessant, die in anderen Spielen kaum um die ersten Plätze mitspielen würden. Natürlich machen Erfahrung und Skill einen Unterschied – doch auch ohne nennenswerte Reflexe und mit nur etwas Glück geraten Partien zu spannenden Nervenschlachten mit ungewissem Ausgang. Genau das macht auch den Reiz von "PUBG" als Zuschauersport aus: Auch Streamer und YouTuber, die nicht jedes Mal um das berühmte "Chicken Dinner", also den Sieg einer Partie, mitspielen, bieten ihren Millionen Zusehern immer wieder ereignisreiche Partien und somit gute Unterhaltung.

In dieser Hinsicht ist "PUBG" auch kein eSport-Spiel wie alle anderen: Die zufällige Verteilung der Ressourcen und die willkürliche Festlegung der Endzone in jeder Partie sowie die Unvorhersehbarkeit von 100 Mitspielern bringt fröhliches Chaos in den ansonsten oft grimmig effizienten Hochleistungssport am PC.

"Battle Royale" ist also hier, um zu bleiben. Die Konkurrenz ist schon dabei, das Spielprinzip zu kopieren, wie der "Motor Wars"-Modus von "GTA Online" und vor allem das Free2Play-Game "Fortnite: Battle Royale" zeigen. Letzteres konnte auf PC und Konsole in nur zwei Wochen bereits zehn Millionen Spieler für sich gewinnen. Mit seiner schon jetzt beispielllosen Größe kann man allerdings davon ausgehen, dass "PUBG" auch in den kommenden Jahren noch seinen Platz als Genre-Primus verteidigen wird. (Rainer Sigl, 12.10.2017)