Doppelmonarchie: Diese beiden Königinnen haben einen gemeinsamen Staat gegründet.

Foto: Christopher Pull

Maria Gugging – Nicht immer sind es nur die Arbeiterinnen, die im Ameisenstaat die Drecksarbeit erledigen. Unter besonderen Umständen kann auch eine Königin zupacken, berichten Forscher des Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg. Sie beobachteten mehrfach, dass Ameisenköniginnen tote Standesgenossinnen zerbissen und begruben.

Es kann mehr als nur eine geben

Manchmal gründen zwei Jungköniginnen gemeinsam eine Kolonie. Sie verschließen sich in einem unterirdischen Nest mit einer oder mehreren Kammern, legen Eier und ziehen die geschlüpften Jungen auf, die zu kräftigen Arbeiterinnen heranwachsen und sie dann versorgen werden. Bis es so weit ist, leben die Königinnen ausschließlich von ihren Fettreserven und dem Muskelabbau, denn sie sind von der Umwelt abgeschottet. Infektionen, aber auch starke körperliche Aktivität sind für sie in diesem Stadium oft tödlich.

Stirbt eine der beiden zum Beispiel an einer Pilzinfektion, hat die andere die Wahl, die sterbliche Hülle in der Kammer vor sich hinrotten zu lassen oder zu tun, was bisher nur bei Arbeiterinnen beobachtet wurde: den Kadaver in etwaige andere Räume zu verfrachten und/oder ihn zu zerbeißen und zu verscharren.

Die Untersuchung

In ihrer im Fachmagazin "BMC Evolutionary Biology" veröffentlichten Studie untersuchten Sylvia Cremer und Christopher Pull Kolonien der Schwarzen Wegameise (Lasius niger). Immerhin 18 Prozent davon waren eine "Doppelmonarchie" oder hatten sogar noch mehr Königinnen. Kam es in solchen Kolonien zum vorzeitigen Tod einer Königin, reagierten die Überlebenden unterschiedlich – was auch unterschiedliche Folgen hatte.

74 Prozent der überlebenden Königinnen zerlegten die Toten, 67 Prozent begruben anschließend die Leichenteile. Hatten sie eine weitere Kammer zur Verfügung, schafften 78 Prozent der verbliebenen Königinnen die Leichen dorthin, die meisten der restlichen 22 Prozent zerkleinerten und verbuddelten die Toten im Hauptgemach.

Folgen und Folgerung

Das bloße Entfernen der toten Königinnen zog keine signifikant höheren Überlebenschanchen der anderen nach sich – was laut den Forschern aber auch daran liegen kann, dass zu wenige Königinnen zu dieser Strategie griffen und das Sample für gültige Aussagen damit zu klein war.

Zerbeißen und Begraben des Körpers hingegen schlug sich eindeutig in einer größeren Überlebenschance der verbliebenen Königin nieder. Das Risiko einer tödlichen Infektion verringerte sich um das Siebenfache. Woraus zu schließen ist, dass das königliche Begräbnisritual eine wirksame Hygienemaßnahme ist. (APA, red, 14. 10. 2017)