Berlin-Köpenick – Bis 1557 grenzte Österreich sozusagen direkt an Berlin. Die Grenze zu Brandenburg (aus dem später Preußen hervorging) verlief knapp östlich von Köpenick, damals südöstlich von Berlin gelegen. Da lässt man sich nicht zweimal bitten, wenn man zur Präsentation des Kia Stonic in den Osten des heutigen Berlin geladen wird. Zumal auch noch jenes Rathaus zu besichtigen wäre, das durch den Hauptmann von Köpenick zu literarischem wie cineastischem Ruhm gelangt ist.
SUV-Nische
Da es in Berlin fast überall staut, müsste man zur Besichtigung gar nicht extra aussteigen, wir taten es trotzdem. Das lag aber nicht etwa daran, dass man es im Stonic nicht lange aushält. Nein, Kias jüngster Streich, der in die Nische besonders kompakter SUVs zielt, ist keine üble Bleibe. Klar, da findet sich viel Hartplastik, wie in der Branche üblich. Dafür, dass sich in Kleinwagen keine Edelholz- und Lederlandschaften finden, bedanken Sie sich am besten bei den Shareholdern dieser Welt, die wollen schließlich satte Dividenden von gewinnmaximierend agierenden Unternehmen.
Peppig und knallig
Für Kia spricht dabei aber, dass die sich redlich mühen, dem trotzdem Charme und Pfiff zu verleihen. Und das ist auch schon die nächste Beobachtung: Der Stonic ist ein ganz schön bunter Vogel. Man kann ihn sich richtig knallig konfigurieren, sogar in Bicolor, und die Grenzen des guten Geschmackes sind bekanntlich fließend und vom individuellen Empfinden abhängig. Was dem einen gar zu peppig scheint, ist der anderen noch nicht knallig genug.
Technisch basiert der 4,14 Meter lange Stonic, anders als der mit 4,17 m fast gleich große Konzernbruder Hyundai Kona, auf dem Rio. Anders als beim Kona gibt es folglich beim Stonic keine Allradversion – was aber eh wurscht ist, denn das spielt in dieser SUV-Liga absatzmäßig ohnehin kaum eine Rolle. Am Design merkt man ihm den Fronttriebler jedenfalls kaum an, die Überhänge vorne und hinten sind extrem kurz gehalten.
Ein Diesel, drei Benziner
Ins Getümmel oder in den Stau wirft der Stonic sich mit einem Diesel und drei Benzinern. Zwischen 84 und 120 Pferde stehen da im Futter, was uns an die Kavallerie erinnert, mit der die Österreicher vor 260 Jahren Berlin im Handstreich genommen und besetzt hatten, die Rede ist vom berühmten Husarenritt des Grafen Hadik von Futak im Oktober 1757.
Mit nach Wien nehmen wir den Eindruck eines sympathischen Neuzugangs, der den Baby-SUV-Boom weiter anfachen wird, zumal es da jetzt sowieso Schlag auf Schlag geht: Fast zeitgleich erscheinen Kona, Citroën C3 Aircross, Opel Crossland X und Seat Arona, etliche weitere folgen. (Andreas Stockinger, 18.10.2017)