2013 hat China den Rover "Jadehase" zum Mond geschickt. Für die kommenden Jahre hat die Volksrepublik weitere ehrgeizige Raumfahrtpläne.

Foto: Chinese Academy of Sciences / China National Space Administration

Peking – Als die Sonde "Chang'e 1" am 24. Oktober 2007 zur Reise in die Mondumlaufbahn aufbrach, war das ein stolzer Moment für China. Die "Mondgöttin" lieferte detaillierte Aufnahmen des Erdtrabanten – und war nur der Auftakt einer Reihe von ehrgeizigen Missionen, die vor allem eines klar machten: Die Volksrepublik strebt ins All. In den nächsten vier Jahren will China eine Raumstation in die Erdumlaufbahn bringen und bereitet sogar einen Ausflug zum Mars vor. Die größte Aufmerksamkeit gilt vorerst aber dem Mond.

Gleich zwei anstehende Missionen dienen nicht nur politischen und militärischen Zwecken, sondern auch der Erforschung möglicher Energie- und Rohstoffquellen der Zukunft. Auf "Chang'e 1" folgte vor fünf Jahren der "Jadehase", der als erster chinesischer Rover über den Mond kurvte. Zwei weitere Landefahrzeuge dürften bis 2020 folgen: Bei einer der Missionen ist die erste Landung auf der erdabgewandten Seite des Mondes geplant. Bei der zweiten soll die Raumsonde "Chang'e 5" ein Roboter-Fahrzeug absetzen, Proben sammeln und diese zur Erde bringen. Es wäre das erste Mal, dass ein chinesisches Raumschiff mit Mondgestein zur Erde zurückkehrt.

Mögliche Energiequelle der Zukunft

Während beim letzten Flug der sowjetischen Mondsonde "Luna 24" im Jahr 1976 nur 170 Gramm eingesammelt wurden, hatten die Apollo-Flüge der USA zwischen 1969 und 1972 mehr als 360 Kilogramm Mondgestein zur Erde gebracht. Auf neue Proben wartet nicht nur die Wissenschaft, sondern auch die Wirtschaft gespannt: Auf dem Mond werden neben Titan und Aluminium auch große Vorkommen von Helium-3 vermutet. Der Abbau des Stoffes sei derzeit zwar noch Zukunftsmusik. "Gelingt es, sprechen wir aber von einer potenziellen Energiequelle der Zukunft", sagte Raumfahrt-Professor Jiao Weixin von der Peking Universität.

Das seltene Helium-3 ist einer der Stoffe, mit denen ein Fusionsfeuer gefüttert werden kann. Auf der Erde gibt es nach Schätzungen nur 15 Tonnen davon, doch rechnen chinesische Wissenschafter mit Vorkommen auf dem Mond von mehr als einer Million Tonnen.

Politische Ziele

Unumwunden werden auch politische Ziele des Raumfahrtprogramms eingeräumt. Die anstehenden Mond-Missionen sollen dem Milliardenvolk demonstrieren, welchen Fortschritt die Nation unter der kommunistischen Führung gemacht hat. 2003 war China mit seinem ersten bemannten Raumflug nach den USA und Russland in den illustren Club der Staaten aufgestiegen, die aus eigener Kraft einen Astronauten ins All bringen können.

"Landen wir auf der abgewandten Seite des Mondes, dann ist das etwas, dass Russland und die USA bisher noch nicht vollbracht haben", sagte Jiao Weixin. Trotz des großen Budgets sei aber auch Chinas Raumfahrtprogramm nicht vor Rückschlägen gefeit. Mehrere missglückte Startversuche mit der neuen Trägerraketen-Generation "Langer Marsch 5" führten dazu, dass die nächste Mondsonde nicht wie zunächst angekündigt noch in diesem Jahr, sondern wohl erst 2019 starten wird. Probleme gab es auch bei der bisher letzten Mond-Mission vor fünf Jahren. Mechanische Defekte ließen den Kontakt zum "Jadehasen" zwischenzeitlich abreißen.

Pläne für eine bemannte Mondmission

"Kinderkrankheiten" seien das, mit denen sämtliche Raumfahrtnationen zu kämpfen hätten, so Jiao Weixin. Auch der US-Raumfahrtjournalist Leonard David ist überzeugt, das China seine Pläne erfolgreich vorantreiben wird. "Das derzeitige Programm läuft darauf hinaus, dass China auch wieder Menschen auf den Mond bringen wird", sagte David. Noch ohne ein genaues Datum zu nennen, spricht auch Chinas Raumfahrtbehörde davon, in 15 bis 20 Jahren einen Anlauf für eine bemannte Mond-Mission machen zu wollen. (APA, red, 21.10.2017)