Sorry, lieber "Falter", das Cover mit Sebastian Kurz als "Neofeschist" haut nicht hin (Achtung, genau lesen: "Feschist"). Die Insinuation, dass Kurz etwas Faschistisches an sich hat, ist unangemessen. Kurz ist kein Liberaler, Faschist ist er nicht.

Erklärung für Nicht-"Falter"-Leser: Herausgeber Armin Thurnher hat das Wortspiel "Feschist" oder "Feschismus" in grauer Jörg-Haider-Vorzeit für den damaligen FPÖ-Chef und seine "Buberlpartie" aus sportlichen, gestählten, braungebrannten jungen Männern gefunden. Das war genial und stimmig. Haider war eindeutig von NS-Gedankengut beziehungsweise von einer nach einem Führerprinzip organisierten, undemokratischen, rassistischen, nationalistischen Ideologie bestimmt.

Sebastian Kurz ist bemerkenswert zielstrebig und kontrolliert und grenzt sich von autoritären Typen wie dem ungarischen Premier Viktor Orbán zu wenig ab. Der Kult, den er begünstigt, bereitet Unbehagen. Sein Wahlkampfauftakt in der Stadthalle mit gebannt lauschenden Jüngern im türkisen Gewand löste bei manchen die Assoziation "Massenhochzeit einer Sekte" aus. Fragwürdig-Populistisches ist ihm nicht fremd, etwa sein Ruf nach mehr Volksabstimmungen. Bei manchen Themen wie Flüchtlingen fehlt es ihm an Empathie. Sein Machtwille hat etwas leicht Autoritäres.

Aber er ist kein Faschist. Man muss Sebastian Kurz kritisch beobachten, aber ernsthafter als mit einem flotten Bonmot. (Hans Rauscher, 18.10.2017)