Vor allem im Herbst und Winter sind sie unangenehme Fixpunkte: Schnupfen und Husten.

Foto: Getty Images/iStockphoto

Ob in der Straßenbahn oder im Büro: Im Herbst und Winter wird gehustet. Was wir im Allgemeinen als lästig empfinden, ist nichts anderes als ein Schutzreflex. Unser Körper will die Atemwege von Fremdkörpern, Sekreten, Staubpartikeln oder Erregern befreien. "Husten ist eine Leistung im positiven Sinn", betont Elisabeth Zehetner von einer lungenfachärztlichen Gruppenpraxis in Wien.

Der Vorgang des Hustens geschieht in drei Phasen: Einatmen, den Druck in der Lunge aufbauen und am Ende ein stoßartiges, festes Ausatmen. Beim produktiven Husten wird ein Sekret, zumeist Schleim, aus den Atemwegen herausbefördert. Anders beim unproduktiven Husten: Dabei handelt es sich um einen trockenen Reizhusten. Beides ist unangenehm, beides kann vielfältige Ursachen haben und sollte langfristig nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

Mögliche Ursachen für Husten

Der häufigste Grund für Husten ist das Rauchen. Darüber hinaus leiden viele Menschen unter überempfindlichen Atemwegen. Häufig steckt dahinter auch eine allergische Komponente. Auslöser können unter anderem Tierhaare, Pollen oder bestimmte Lebensmittel sein. "Eine allergologische Austestung gehört deshalb bei fast jedem neuen Patienten zur Grunduntersuchung", sagt Zehetner. Gerade im Herbst und Winter leiden auch Hausstaubmilbenallergiker vermehrt unter Hustenanfällen. "Der Beginn der Heizsaison wirbelt Staub auf, und die Luft in den Räumen ist durch das Heizen trockener", erklärt die Lungenfachärztin.

Außerdem ist nicht selten ein zuvor durchgemachter Virusinfekt der Auslöser für anhaltenden Hustenreiz: Durch die Infektionserkrankung ist das Bronchialsystem auch noch im Nachgang irritiert und überempfindlich. "Es reagiert auf unterschiedliche Reize wie zum Beispiel das Einatmen kalter Luft hochsensibel", sagt Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Kepler Universitätsklinikum in Linz und Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie. Diese Phase könne zwischen drei und acht Wochen andauern.

Husten kann auch als Nebenwirkung bestimmter Medikamente, vor allem blutdrucksenkender Arzneien wie zum Beispiel ACE-Hemmer, auftreten. Darüber hinaus können eine Entzündung der Atemwege, Asthma oder simples Verschlucken zu Husten führen. Etwa dann, wenn Kinder sehr kleines Spielzeug in den Mund nehmen oder wenn man Speisen "in die falsche Kehle" bekommt. Oft vergessen wird der Reflux: "Wenn Magensäure in die Speiseröhre zurückfließt, werden Speiseröhre und Nerven gereizt, was zu Hustenstößen führen kann", erklärt Lamprecht.

Akuten Husten mit Hausmitteln behandeln

Akuter Husten bis zu einer Dauer von maximal drei Wochen bedarf nicht unbedingt eines Arztbesuches. Ist nach einer Woche kein Abklingen in Sicht, empfiehlt Zehetner trotzdem den Gang zum Haus- beziehungsweise zum Facharzt. So könne man frühzeitig reagieren und einen längeren Arbeitsausfall vermeiden.

Bei akutem Husten schaffen Substanzen Abhilfe, die eine beruhigende Wirkung auf die Atemwege haben. Dazu zählen Efeuextrakt, Thymiansirup, Malven- und Thymiantee oder eine Brustteemischung aus der Apotheke. Auch pflanzliche Hustensäfte wirken schleimlösend. Darüber hinaus tut das Lutschen von Lakritz- oder Salzbonbons dem gereizten Hals gut.

Häufig ist Husten auch einfach nur ein Zeichen dafür, dass man zu wenig trinkt. In diesem Fall hilft schluckweise warmes Wasser. "Verzichten Sie aber auf Kohlensäure, denn das reizt den Hals noch mehr", so Zehetner. Auch das Inhalieren über einem mit Salzwasser gefüllten Topf ist eine bekannte und bewährte Methode.

Medizinische Behandlungsarten

Wirken diese Hausmittel nicht, gibt es unterschiedliche medizinische Behandlungsmöglichkeiten. Im Falle einer bakteriellen Infektion wird zusätzlich zu Flüssigkeitszufuhr, Inhalation, Hustensaft oder Hustentee ein Antibiotikum verschrieben.

Handelt es sich um eine diagnostizierte asthmatische Bronchitis, kann vorübergehend ein leicht cortisonhaltiger Spray eingesetzt werden. Dieser wirkt rein oberflächlich auf die Schleimhäute und kann die Atemwege besänftigen. Ziel ist es, die Überempfindlichkeit abzuschwächen und den Kreislauf von Husten, Irritation der Atemwege und Reizempfänglichkeit zu unterbrechen.

Andere Arzneien setzen direkt im Hustenzentrum des Gehirns an. Dazu zählen etwa Medikamente aus der Gruppe der Opioide wie Codein oder Paracodein, die eine dämpfende Wirkung haben. Sie kommen zumeist nur bei schwerem Husten zum Einsatz, wenn andere Maßnahmen nicht mehr greifen. "Solche Medikamente lindern zwar die Symptome, bekämpfen aber die Ursache nicht, weil sie den Hustenschleim im Körper konservieren", erklärt Zehetner.

Aktuell wird an einem neuen Medikament geforscht, das an einem Rezeptor an den Atemwegen ansetzen soll. "Nämlich genau dort, wo sich die sensorischen Nervenfasern, die für die Empfindungen wichtig sind, befinden", erklärt Lamprecht. Gemäß ersten Studien würden diese zwar gute Wirkungen aufweisen, aber Nebenwirkungen wie Geschmacksstörungen hervorrufen.

Chronischen Husten medizinisch abklären

Husten, der länger als drei Wochen andauert, wird als subakut oder chronisch eingestuft und sollte unbedingt ärztlich abgeklärt werden. Allein deshalb, weil gerade nächtlicher Husten langfristig Schlafmangel mit sich bringt. "Außerdem können dahinter sehr ernste Erkrankungen wie COPD, Asthma oder Lungenfibrose stecken, die erstmals mit dem Husten sichtbar werden", erklärt Lungenexperte Lamprecht. Auch Begleiterscheinungen wie blutige Beimengungen können ein alarmierendes Zeichen sein und möglicherweise auf eine Lungenembolie oder Tumorerkrankung hindeuten.

Um den Auslösern auf den Grund zu gehen, gibt es eine Reihe an Möglichkeiten – wie Allergietests, Lungenröntgen und Computertomografie, Lungen- und Magenspiegelung oder die Ermittlung des pH-Wertes mittels pH-Metrie. "Auch wenn man die Ursache für einen chronischen Husten nicht immer klären kann, lassen sich durch solche Untersuchungen schwerwiegende Erkrankungen ausschließen", erläutert Lamprecht. Allein dieses Wissen könne auf den Patienten eine beruhigende Wirkung haben.

Hustenrisiko reduzieren

Hundertprozentig vermeiden lässt sich Husten übrigens nicht, weil er ein unliebsamer Begleiter von banalen Atemwegseffekten ist. "Es gibt aber Strategien, um das Risiko zu reduzieren", weiß Lamprecht. Dazu gehören etwa der Verzicht auf das Rauchen oder die Veränderung des Lebensstils, um Reflux zu verhindern. Gerade im Herbst und Winter zählt außerdem richtiges Lüften zu den einfachsten Maßnahmen, um Hustenreiz entgegenzuwirken.

Ist die Raumluft zu wenig feucht, trocknen die Schleimhäute aus, und die Empfindlichkeit der Atemwege steigt. Lungenfachärztin Zehetner empfiehlt einfache Maßnahmen wie zum Beispiel nasse Wäsche im Schlafzimmer trocknen zu lassen. "Um den Raum mit Feuchtigkeit zu versorgen, kann man alternativ ein Frotteehandtuch auswringen und im Zimmer ausbreiten."

Wer sich für eine Grippeimpfung entscheidet, sollte schon vor der Saison, also Ende September oder Anfang Oktober, daran denken. Die Pneumokokken-Impfung gegen Lungenentzündung ist ganzjährig möglich. Beide Impfungen werden Menschen über 60 Jahren sowie Lungenpatienten empfohlen. Weitere vorbeugende Maßnahmen während der hustenintensiven Zeit: Menschenansammlungen aus dem Weg gehen, Hände waschen und desinfizieren und unnötigen Körperkontakt wie Begrüßungsküsse oder Händeschütteln vermeiden. (Maria Kapeller, 23.10.2017)