Maria Stern, die für eine Unterhaltsgarantie kämpft, ist zur Enttäuschung vieler Frauen nicht im Klub.

Foto: Hendrich

Sebastian Bohrn Mena verpasste knapp den Einzug, was besonders die Tierschützer empört.

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Die Liste von Peter Pilz sieht sich derzeit mit vielen negativen Reaktionen konfrontiert. Nicht nur, dass Pilz zum Ausscheiden der Grünen aus dem Nationalrat beigetragen habe, wie ihm und anderen seiner Bewegung teils recht vehement von wütenden grünen Funktionären vorgehalten wird, auch die neue Riege seiner Abgeordneten sorgt für Unmut.

Auf der Facebook-Seite der Liste wird vor allem darüber geklagt, dass Sebastian Bohrn Mena, der sich im Wahlkampf den Tierschutz auf die Fahne geheftet hat, nicht im Parlament vertreten sein wird. Offenbar war die Kandidatur von Bohrn Mena für viele Tierschützer der ausschlaggebende Grund, Pilz ihre Stimme zu geben. Und jetzt werde der Tierschutz im Parlament nicht vertreten werden, lauten die empörten Klagen. Bohrn Mena, Siebenter auf der Bundesliste, war selbst davon ausgegangen, mit dem Überspringen der Vier-Prozent-Marke den Sprung ins Parlament zu schaffen. Mit den schlussendlich erreichten 4,4 Prozent ging sich das aber nicht aus, außerdem gab es überraschend drei Mandate über Landeslisten.

Bohrn Mena ist enttäuscht

Bohrn Mena will dennoch bei der Liste Pilz weitermachen. Wie, das soll am Wochenende entschieden werden. Dass viele Wähler enttäuscht sind, kann er nachvollziehen, "ich bin es auch".

Er meldete sich am Freitag auch auf Facebook zu Wort:

Die Liste Pilz wird mit acht Mandataren im Parlament vertreten sein, das sind neben Pilz die ehemalige SPÖ-Abgeordnete Daniela Holzinger, Rechtsanwältin Alma Zadic, Konsumentenschützer Peter Kolba, die Start-up-Spezialistin Stephanie Cox, Anwalt Alfred Noll sowie die zwei ehemaligen Grünen Bruno Rossman und Wolfgang Zinggl. Die angekündigte Geschlechterparität gibt es nicht: fünf Männer und drei Frauen.

Damit fehlt neben Bohrn Mena eine weitere Person, die im Wahlkampf eine entscheidende Rolle gespielt hat, im Klub: Maria Stern, ehemals Sprecherin des Frauenvolksbegehrens. Stern hat sich für eine Unterhaltsgarantie für alleinerziehende Frauen starkgemacht und ein entsprechendes Konzept ausgearbeitet. Pilz konnte damit im Wahlkampf punkten, als bei einer Puls-4-Diskussion der Spitzenkandidaten auf seinen Vorschlag hin alle einer solchen Unterhaltsgarantie zustimmten. Ein Parlamentsbeschluss kam schließlich nicht zustande, weil SPÖ und ÖVP unterschiedliche Entwürfe vorlegten.

"Kollektive Fehleinschätzung"

Viele Frauen, die der Liste Pilz ihre Stimme gegeben haben, sind enttäuscht, dass ausgerechnet Stern nicht im Nationalrat ist. Sie selbst sagt zum STANDARD: "Wir haben alle damit gerechnet, dass die Liste Pilz mehr Stimmen macht. Daher sind wir davon ausgegangen, dass ich drin sein werde. Das war leider eine kollektive Fehleinschätzung."

Am Freitag bespricht die Liste Pilz die weitere Vorgangsweise. "In welcher Funktion ich weiter dabei bin, wird sich zeigen", sagt Stern. "Es braucht eine starke Stimme für frauenpolitische Themen im Parlament. Durch das Aus der Grünen gibt es hier eine Art Vakuumsituation." (Peter Mayr, Michael Völker, 20.10.2017)