Die Einlagen werden händisch an den Schuh angepasst. Kunden können wiederkommen, bis alles perfekt sitzt.

Foto: Regine Hendrich

Wien – Seien es die Knie, krampfende Wadenbeine oder Rückenschmerzen – kleine Wehwehchen kennt fast jeder Hobbysportler. Sportmotorik Wien will diesen Problemen mit speziellen muskelaktivierenden Einlagen und maßgefertigten Fahrradsätteln entgegenwirken. Konkret geht es um sensomotorische Einlagen für das Schuhwerk. Diese Einlagen sind mit speziellen Druckpunkten versehen und individuell an den Fuß angepasst.

"Wir machen einen digitalen Fußscan und ermitteln zusätzlich den kompletten Körperstatus des Kunden. Eine Software wertet die Ergebnisse aus, und mit einer eigenen Fräsmaschine produzieren wir direkt im Shop unsere Senso-Soles", sagt Katharina Gerlinger, Geschäftsführerin von Sportmotorik Wien. Das Konzept für die maßgefertigten Sättel ist dasselbe. Körperhaltung und Bewegungsabläufe werden analysiert und der Sattel anhand dessen gefräst.

Diese Sportaktivsohlen können für mehr als 40 Sportarten verwendet werden, einzig bei Fahrradschuhen bedurfte es einer Alternativlösung. Dafür werden die Einlagen aus Karbon hergestellt, herkömmliche Senso-Soles bestehen hingegen aus Kunststoff. Karbon lässt sich dünner schleifen, andernfalls würde die Einlage nicht in einen steifen Fahrradschuh passen.

Problem der Bekanntheit

"Sensomotorik ist in Österreich noch weitgehend unbekannt. Es sei nicht einfach, Kunden dazu zu bewegen, in ein Geschäft zu gehen, in dem sie nicht wissen, worum es geht", meint die 29-Jährige. Außerdem werde oft der Unterschied zu herkömmlichen Einlagen – jenen vom Orthopäden – nicht erkannt. Diese Einlagen stabilisieren passiv, sensomotorische beheben Probleme durch Muskelaktivierung.

Foto: Sportmotorik Wien

Bewegung erfolgt durch Anspannung und Entspannung der Muskulatur. Die Druckpunkte auf den Einlagen aktivieren einerseits das zentrale Nervensystem des Trägers, andererseits sorgen sie dafür, dass man stabil im Schuh steht. So kann sich die Muskulatur entspannen, und etwaige Überspannungen oder Dissonanzen werden ausgeglichen.

Zusätzlich stellt sich die Preisfrage. Eine Analyse beginnt bei 65 Euro, die Einlagen kosten 169 Euro. Der Preis eines maßgefertigten Fahrradsattels beläuft sich auf 360 Euro. Potenzielle Kunden, die nicht wissen, was Sensomotorik ist, können von diesen Preisen durchaus abgeschreckt werden.

Alle Materialien für die Produktion stammen von Lieferanten aus Österreich. Einzig die Sättel werden vorübergehend noch in Deutschland hergestellt. "Die Forschung und Entwicklung geht gut voran, in ein paar Monaten werden wir die Sättel ebenfalls inhouse produzieren", sagt die geborene Niederösterreicherin. Auch das Thema Nachhaltigkeit spielt eine Rolle. Die sehr feinen Schaumstoffüberreste aus der Fräse werden heimischen Künstlern kostenfrei zur Verfügung gestellt.

Idee aus Deutschland

Sportmotorik Wien ist ein Teil der Gerlinger GmbH aus Niederösterreich, eines Fachhandels für orthopädische Schuhe mit Filialen in Amstetten, Waidhofen/Ybbs und Wien. "Wir wollten die Sportmotorik nicht ins ursprüngliche Geschäft integrieren, da wir hier den Zweck der Leistungssteigerung und des aktiven Muskeltrainings verfolgen", betont Gerlinger. Eröffnet wurde das vierte Geschäft des seit 1893 bestehenden Familienunternehmens Anfang März 2017 in der Seidengasse im siebenten Bezirk – gleich neben der Wiener Gerlinger-Filiale.

Die Technologie hat die Unternehmerfamilie vergangenes Jahr auf der "Orthopädie Schuh Technik"-Messe in Köln kennengelernt: "Es hat nicht lange gedauert, bis wir uns entschieden hatten, diese Einlagen nach Österreich zu bringen und unser Geschäftsfeld zu erweitern." Die Kombination aus sensomotorischen Einlagen und Maßsätteln ist in Österreich bisher einzigartig. (Andreas Danzer, 20.10.2017)