Vor Jahrzehnten wies Wien noch den höchsten Motorisierungsgrad unter den neun Bundesländern auf, heute liegt die Bundeshauptstadt mit 371 Autos pro 1000 Einwohner an letzter Stelle.

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Wien – Rund 27 Prozent aller Wege werden in Wien noch mit dem Pkw zurückgelegt. Gleichzeitig sind 60 Prozent aller Straßenflächen den Autos vorbehalten. "Ein Missverhältnis", sagte Angelika Winkler von der MA 18 für Stadtentwicklung und Stadtplanung. Die Leiterin des dort angesiedelten Referats für Mobilitätsstrategien stellt auch eine mangelnde Effizienz des Privatautos im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln fest, 98 Prozent der Zeit bleibe es in der Regel ungenutzt.

Strategie gegen Autos

Die Stadt Wien will darum, dass 80 Prozent der Wege bis 2025 mit Öffis, dem Fahrrad oder zu Fuß zurückgelegt werden, den Pkw-Anteil will man von 27 weiter auf 20 Prozent senken. "Das hat nichts mit grüner Verkehrspolitik zu tun, diese Strategien verfolgen die Städte weltweit", sagte Winkler.

Einiges hat sich in den Köpfen der Verkehrsteilnehmer ohnehin bereits geändert. Vor Jahrzehnten wies Wien noch den höchsten Motorisierungsgrad unter den neun Bundesländern auf. Nun liege man hier an letzter Stelle, erzählte Winkler. In Zahlen: 371 Autos kommen in Wien auf 1000 Einwohner. Da manche Wiener zwei oder mehr Fahrzeuge besitzen, ergibt sich daraus, dass 40 Prozent aller Haushalte kein Auto haben.

28 Prozent aller Straßenflächen sind Parkplatz

Bei den Flächen für öffentliche Parkplätze kann sich Wien allerdings an anderen Metropolen orientieren. Während Parkplätze hier 28 Prozent aller Straßenflächen aufzehren, sind es in München lediglich 21 Prozent, in Kopenhagen und Rotterdam sogar nur je 15 Prozent. Vorbilder sind diese Städte laut Winkler deshalb, weil man der Bevölkerung auf demselben öffentlichen Raum statt Parkplätzen etwa Flaniermeilen, Radwege und andere Infrastruktur für eine höhere Aufenthaltsqualität bieten könnte.

Die großen Trends der urbanen Mobilität seien neben einem dichten Öffi-Netz das Car- und Bikesharing sowie Multimodalität, also der auch mehrmals tägliche Wechsel zwischen Rad, U-Bahn, Zufußgehen und Auto. Letztere werde mittlerweile auch mit der Vollversion der Wien-Mobil-App gefördert. (kap, 29.10.2017)