Mediennutzung geschieht oft heimlich. Kaum ein Jugendlicher spricht über seine Erlebnisse.

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Jugendliche in Deutschland sehen einer Studie zufolge im Durchschnitt erstmals mit etwa 14 Jahren Pornos. In etwa der Hälfte der Fälle komme das Ansehen der Bilder ungeplant und ungewollt zustande, ergab eine kürzlich von den Universitäten Hohenheim und Münster vorgestellte repräsentative Befragung von 1.048 14- bis 20-Jährigen.

Diese Heranwachsenden stießen demnach zufällig im Internet auf solche Bilder oder bekamen die Pornos von Dritten gezeigt. Bei der Hälfte aller Jugendlichen ist der Erstkontakt gewollt. Allerdings zeigen sich hier geschlechtsspezifische Unterschiede, die auch aus der Forschungsliteratur bekannt sind. "Von den Mädchen gaben beispielsweise knapp 60 Prozent an, dass der Kontakt zu pornografischen Inhalten ungewollt war, bei den Jungen waren es nur 37 Prozent", so Jens Vogelgesang, Leiter des Fachgebiets Kommunikationswissenschaft an der Universität Hohenheim.

Der Erstkontakt mit Pornografie erfolgt laut den Studienautoren immer früher. Die 14- bis 15-Jährigen, die bereits Kontakt mit harter Internetpornografie hatten, gaben demnach an, beim Erstkontakt im Durchschnitt 12,7 Jahre alt gewesen zu sein. Das durchschnittliche Alter, in dem Heranwachsende erstmals Pornos ansehen, liegt demnach bei 14,2 Jahren. Mit 14 Jahren seien Burschen dabei deutlich jünger als Mädchen, die im Durchschnitt mit 14,8 Jahren erstmals solche Bilder sehen.

Zugang über das Internet

Zu 70 Prozent erfolgte der Zugang zu pornografischen Bildern der Studie zufolge über Laptop, Computer oder Smartphone. Andere Medien wie Fernsehen, Video oder Zeitschriften hätten weitgehend ausgedient. Nachdem sie zum ersten Mal Pornos gesehen haben, nutzten demnach deutlich mehr Burschen sexuell explizite Onlineangebote als Mädchen.

Der erste Kontakt findet mehrheitlich zu Hause statt. In 40 Prozent der Fälle sind die Jugendlichen nicht allein, wenn sie das erste Mal pornografische Bilder oder Filme sehen, sondern sie tun dies mit Freunden. Im Alter zwischen 14 und 15 Jahren gilt dies sogar in 60 Prozent der Fälle.

Heimliche Mediennutzung

Der Umfrage zufolge spricht mehr als die Hälfte der Jugendlichen nach dem Erstkontakt mit niemandem darüber, nur vier Prozent diskutieren den Vorfall mit Lehrern oder Eltern. Die Diskussionsbereitschaft sei dabei abhängig vom Gefühl beim ersten Sehen von pornografischen Inhalten.

"Die Ergebnisse legen zudem nahe", unterstreicht Thorsten Quandt vom Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Münster, "dass Kinder und Jugendliche mit etwas konfrontiert werden, was sie weder sehen wollen noch richtig verstehen. Da die Mediennutzung oft heimlich passiert, müssen Kinder und Jugendliche mit der Verarbeitung dieser Inhalte allein und ohne elterliche oder schulische Einflussnahme zurechtkommen." (APA, red, 25.10.2017)