Das spektakuläre Puppentheater aus Kapstadt wurde unterstützt von Studenten der Figurentheaterakademie Bratislava.

Foto: apa / herbert neubauer

"Es gibt keine schwarze Melodie, es gibt keine weiße Melodie, es gibt nur Musik!" Die Zeilen aus dem Gedicht Wo der Regenbogen hinfällt des südafrikanischen Dichters Richard Rive – gelesen von Adele Neuhauser – waren programmatisch für den Eröffnungsabend des Weltmuseums am Heldenplatz, durch den Christoph Wagner-Trenkwitz führte.

Musiker, Tänzer und Puppenspieler aus der ganzen Welt hatte der Künstler André Heller eingeladen, um am Mittwochabend eine vielfältige, abwechslungsreiche und dabei mitreißende Show auf die Openair-Bühne zu bringen. Die interkulturelle Verständigung und die Gemeinschaft durch Musik sind Anliegen Hellers, der sich in künstlerischen Projekten für Frieden einsetzt – aktuell etwa in den Swarovski Kristallwelten in einer neuen Multimedia-Installation, die Friedensnobelpreisträger als lebensgroße Hologramme in Szene setzt.

7.500 Besucher am Heldenplatz

Dass diese Show für den Frieden inmitten der Leistungsschau des Bundesheeres stattfand, wirkte etwas skurril, die Besucher ließen sich davon jedoch nicht stören. Rund 7.500 Interessierte waren auf den Heldenplatz gekommen, um die musikalischen Darbietungen aus Iran, Bosnien und Herzegowina, der Mongolei, Australien, Indien, Südafrika, Simbabwe, Mexiko, Österreich und der Schweiz zu genießen und anschließend bei freiem Eintritt das neu gestaltete Museum zu besichtigen.

Das Weltmuseum sei eine "wunderbare neue Begegnungsstätte", sagte Bundespräsident Alexander Van der Bellen in seiner Eröffnungsrede. Er zeigte sich der Ironie bewusst, das Weltmuseum gerade am Vorabend des Nationalfeiertags zu eröffnen, hielt aber fest, dass gerade kein Widerspruch darin liege, seine Heimat zu lieben und gleichzeitig neugierig auf andere Kulturen zu sein.

Kolonialismus in modernem Gewand

Obwohl Österreich keine koloniale Vergangenheit habe, wies der Bundespräsident dennoch auf die Gefahr eines modernen, versteckten Kolonialismus hin. Er selbst hätte etwa als Kind bei Karl May gelernt, dass Apachen gut und Comanchen böse seien, bemerkte er schmunzelnd und zeigte sich nachdenklich, ob solches Schwarz-Weiß-Denken in der Gesellschaft bereits tatsächlich gänzlich überwunden sei.

Das Showprogramm wurde beschlossen von einer gemeinsamen Performance aller Künstlerinnen und Künstler, darunter die australische Aborigines-Gruppe Koomurri, die indische Katakali-Tänzerin Sandhya Raju und der Hiphoper Akilesh Kevasan, das bulgarisch-französisch-mongolische Trio Violons Barbares, aber auch das Bläserensemble Federspiel, das, so Heller, eine ganz sonderbare Fremde auf die Bühne brachte: nämlich die österreichische. Denn, wie auch der Bundespräsident festhielt, ließe die Beschäftigung mit anderen Kulturen schließlich auch einen neuen Blick auf die eigene zu.
(Kathrin Heinrich, 26.10.2017)