Kommt einer Partei das jahrelang dominierende Alphatier abhanden, führt dies nicht selten zu veritablen Krisen. Noch dazu, wenn der Leitwolf strafrechtlich verurteilt wurde. Der Salzburger Stadt-SPÖ ist genau das mit dem Rücktritt von Langzeitbürgermeister Heinz Schaden passiert. Nur: von Krise keine Spur. Die SPÖ hat durchaus Chancen, die Landeshauptstadt bei den Bürgermeisterwahlen am 26. November zu verteidigen.

Dafür sind zwei Gründe maßgeblich. Zuallererst einmal ließen die "Nachfolger" die Dolche in den Gewändern. Statt Diadochenkämpfen herrscht Harmonie zwischen dem Spitzenkandidaten, der Vizebürgermeisterin und dem Stadtparteichef. Differenzen, so es diese gibt, werden nicht – wie in Wien – auf offener Bühne ausgetragen.

Zum Zweiten versucht man wieder einen klassisch sozialdemokratischen Kurs. Ein Beispiel dafür ist die Ansage von Bürgermeisterkandidat Bernhard Auinger, die Stadt solle über die stadteigene Immobiliengesellschaft wieder in den kommunalen Wohnbau einsteigen. Das schmeckt zwar den mächtigen Funktionären in den Wohnbaugenossenschaften wenig, kommt aber angesichts der in Salzburg besonders virulenten Wohnungsnot beim Wähler an.

Gelingt es, mit diesem Kurs den Bürgermeistersessel auch nach dem Abgang des Leitwolfs zu verteidigen, könnte die kleine Salzburger Stadtpartei für viele in der immer noch großen SPÖ sogar zum Role-Model werden. (Thomas Neuhold, 26.10.2017)