Bagdad/Erbil – Ranghohe irakische und kurdische Militärs haben während einer eintägigen Waffenruhe über den Rückzug kurdischer Peschmerga-Kämpfer aus umstrittenen Gebieten im Nordirak verhandelt. Ein Sprecher des irakischen Ministerpräsidenten Haider al-Abadi sagte der Nachrichtenagentur AFP am Samstag, Ziel sei die Stationierung von Regierungstruppen entlang der Grenzen ohne die Anwendung von Gewalt.

Am Freitagabend hatte Abadi angeordnet, die Truppenbewegungen der Armee im Konflikt mit den Peschmerga für 24 Stunden auszusetzen. Das galt unter anderem für die Region um den türkisch-irakischen Grenzübergang Fischchabur. In dem Gebiet, in dem mehrere Ölfelder liegen und durch das eine wichtige Pipeline verläuft, hatten sich Regierungstruppen und kurdische Peschmerga am Donnerstag heftige Artilleriegefechte geliefert.

Rückkehr zur "blauen Linie"

Abadis Sprecher Saad al-Hadithi sagte, beabsichtigt sei die Rückkehr zur "blauen Linie " von 2003. Diese begrenzte die autonome Region Irakisch-Kurdistan auf die drei nördlichen Provinzen Erbil, Dohuk und Suleimanijah.

Nach Angaben eines kurdischen Vertreters ging der Druck zu Verhandlungen von den USA aus. Diese unterstützen sowohl das irakische Militär als auch die Peschmerga im Kampf gegen die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).

Die irakischen Streitkräfte und verbündete Milizen hatten Mitte Oktober eine Offensive im Norden des Landes begonnen, um kurdische Peschmergakämpfer zurückzudrängen. Dabei nahmen sie die ölreiche Provinz Kirkuk ein – ein schwerer Verlust für die Kurden, die zuvor im Kampf gegen den IS große Geländegewinne erzielt hatten.

Bagdad forderte Annullierung

Mit der Offensive reagierte Bagdad auf das kurdische Referendum vom 25. September, bei dem die Kurden fast geschlossen für die Unabhängigkeit gestimmt hatten. Die Regierung der autonomen Kurdenregion im Nordirak hatte angeboten, das Votum für die Unabhängigkeit "auszusetzen". Die Zentralregierung in Bagdad lehnte das aber ab und forderte eine vollständige Annullierung. (APA, 28.10.2017)