Einerseits die Finanzkrise, die Spanien so hart traf wie kaum ein Land der Eurozone, andererseits und damit verbunden eine tiefe Krise des politischen Post-Franco-Systems. Die Zwei-Parteien-Dominanz von Ultrakonservativen und Sozialdemokraten wurde ebenso brüchig wie die vorsichtig austarierte Ordnung von Zentralstaat und Regionen.

Die Katalanen sehen sich als das reiche, ökonomisch potente Land, das einen prosperierenden Wohlfahrtsstaat hätte, wenn es nicht den Zentralstaat und die armen Regionen mitpäppeln müsste. Das System in Madrid reagiert darauf, wie es immer reagierte: korrupt, autoritär, gewalttätig. Mit wechselseitigen Demütigungen hat man nicht gespart.

Auch die Wirtschaftskrise wurde den korrupten Eliten in Madrid zugerechnet, anders als etwa in Griechenland, wo man primär die Finanzmärkte, die Eurozonen-Zampanonos, Merkel oder Schäuble verantwortlich machte. Eine Versuch, die wesentlichen Hintergründe der Spanien-Krise zu verstehen – in fünf Punkten. (Robert Misik, 29.10.2017)