Veronika Steinböck verantwortet ab April 2018 das Wiener Kosmos-Theater künstlerisch.

Foto: Kosmos Theater/APA

Wien – Nach Gründung und 18 Jahren Leitung zieht Theatermacherin Barbara Klein sich mit 31. März 2018 aus dem Kosmos-Theater in der Wiener Siebensterngasse zurück. Die Geschäftsführung, bisher in ihrer Hand, wird daraufhin mit 1. April gespalten. Künstlerisch übernimmt Veronika Steinböck, sie wurde am Montag präsentiert. Die Bekanntgabe des kaufmännischen Parts erfolgt "aus Dispositionsgründen" erst nächste Woche. 44 Bewerbungen waren eingegangen, nach einem anonymisierten ersten Durchgang wurden fünf Bewerber zum Interview geladen.

Da man bei der jüngsten Theaterreform nicht von der Stadt übernommen wurde, bleibt das Kosmos-Theater auch weiterhin Privattheater, sein Trägerverein ist Link* – Verein für weiblichen Spielraum. Stadt und Bund wollten nicht im Auswahlgremium der Klein-Nachfolge sein, so Link*-Obfrau Bettina Frenzel zur Besetzung. Fördern tun sie das Haus aber mit 600.000 beziehungsweise 110.000 Euro. Der Vertrag der neuen Geschäftsführerinnen läuft über zwei Jahre mit Option auf Verlängerung um zwei weitere. Dieser Zeitraum entspricht der aktuellen Förderzusage der Stadt Wien.

Rückkehr aus Deutschland

Steinböck, 1964 in Wien geboren, hat am Reinhardt-Seminar studiert und war nach Engagements in der heimischen (freien) Szene seit 2000 in Deutschland als Regisseurin und Schauspielerin unter anderem in Hannover und Dresden tätig. Sie gründete bisher zwei Theatervereine (Lilith, La Luna), leitete Festivals ("Theaterherbst", "Kammermachen") und saß im Vorstand des Landesverbands Freier Theater in Sachsen. Seit Anfang des Jahres lebt sie wieder in Österreich. "Für andere Stellenausschreibungen hat mein Lebenslauf wohl zu viele Lücken und Brüche", sagte sie auch im Hinblick auf ihre Familiengründung, der nunmehrigen Herausforderung Kosmos-Theater komme "diese Vielfalt aber zugute".

Gender-Themen aktueller denn je

"In deinem Sinn, aber auf meine Art", so Steinböck zu Klein, will sie das Theater fortführen. Sexismus und LGBT seien als angestammte Themen des Kosmos-Theaters aktueller denn je. Zum Ort des Diskurses will sie es neben (Ko-)Produktionen und Gastspielen aus Theater, Tanz und Performance auch mit partizipativen und interdisziplinären Formaten machen, etwa Ausstellungen, Stückeinführungen und einer Art monatlichen Talkshow. Ebenso will sie junge Autoren anlocken, die sich auf dem "Feld des Gender-Mainstreaming bewegen". Theater könne die Welt nicht ändern, "subtil und schleichend" will Steinböck aber in gesellschaftliche Prozesse einwirken.

Mit "einem Computer" im Haus tut sie das ab April, ab da geht das Kosmos-Theater auch quasi in eine verlängerte Sommerpause. Der Mai sei publikumstechnisch ohnehin schwierig, so Klein auf Nachfrage zur Dauer der aktuellen Spielzeit. Starten will Steinböck ihre erste Saison dann im September. (wurm, 30.10.2017)