Lissabon – Nach landesweiten Protesten verteidigt sich ein Richter, der bei einem Prozess Gewalt gegen Frauen im Fall eines Seitensprungs des Opfers gerechtfertigt hatte. "Ich verurteile häusliche Gewalt. Das ist klar", sagte Richter Joaquim Neto de Moura in einem Interview der Zeitung "Publico".

Hunderte Menschen waren am Freitagabend in Lissabon, in Porto – wo das umstrittene Urteil gefällt wurde – und anderen Städten des Landes auf die Straße gegangen, um gegen das Urteil zu protestieren. In der Hauptstadt skandierten die DemonstrantInnen unter anderem "Machismo ist ein Verbrechen". Sie trugen auch Plakate mit Aufschriften wie "Im 21. Jahrhundert wollen wir keine Richter des 19. Jahrhunderts!"

Ermittlungen gegen den Richter

Neto de Moura vom Landgericht von Porto hatte am 11. Oktober die Verurteilung des Ex-Ehemannes und des Liebhabers einer Frau aufgehoben, die das Opfer 2015 gemeinsam unter anderem mit einem Hammer angegriffen hatten. Die Männer waren zu je 15 und 12 Monaten Haft verurteilt worden und hatten Berufung eingelegt. Der Ehebruch sei "ein schlimmer Anschlag auf die Ehre und die Würde des Mannes", hieß es in der Begründung des Richters, der sich unter anderem auch auf die Bibel berief.

Der Oberste Justizrat Portugals leitete Ermittlungen gegen den Richter ein. Man werde über das Thema beim nächsten Plenum des Justizrates am 7. November debattieren, hieß es. Die Entscheidungen eines Richters seien aber unanfechtbar, betonte die Behörde. Neto de Moura wurde unter anderem von ranghohen PolitikerInnen, Frauenverbänden und MenschenrechtlerInnen kritisiert. Die Bischofskonferenz des Landes sprach von einer "nicht korrekten Verwendung der Bibel". (APA, 31.10.2017)