Zu Beginn des Monats November soll es an dieser Stelle etwas plüschiger zur Sache gehen. Es gibt gute Gründe dafür. Denn neuerdings kriecht überall flauschig-warmes Teddyfutter über Jeans- und Cordjacken-Krägen. Das mag einerseits den sinkenden Temperaturen, andererseits den vielen Vorbildern geschuldet sein.

Da wäre zum einen Lucas Sinclair. Er ist fester Bestandteil der "Stranger Things"-Gang und führt uns in den neuen Folgen seit einigen Tagen vor, dass es 1001 Gründe gibt, mit Teddyfell ausstaffierte Jacken zu tragen. Nun mag der ein oder andere die Augen verdrehen: "Stranger Things" spielt 1984, damals jagten die Ghostbusters und der Terminator durch die Kinos, damals schnulzte Rainhard Fendrich "Weus'd a Herz hast wia a Bergwerk" – wie soll denn diese Serie in modischer Hinsicht wegweisend sein?

All jenen sei gesagt: Die Mode ist völlig verrückt nach diesem hippen Retro-Spuk, weil es ihr gelingt, das Grauen in jene Zeit zu versetzen, die auf den ersten Blick so gemütlich und rückständig wirkt.

In der zweiten Staffel der Serie "Stranger Things" trägt Caleb McLaughlin als Lucas Sinclair (Mitte) Cordjacke mit Teddykragen.
Foto: Netflix

Das kommt vor allem in der ach-so-fortschrittlichen Modewelt gut an. In einer Modenschau von Louis Vuitton wurde ein "Stranger Things"-Shirt gezeigt, und beim britischen Retailer Topshop gibt es eine Kollektion zur Serie. Das mag zugegebenermaßen dem cleveren Netflix-Marketing zu verdanken sein.

Tatsache aber ist: In gruseligen Zeiten kann es so falsch nicht sein, sich in eine Teddyplüsch-Jacke zu vergraben. Das machte zuletzt Jughead Jones in der Serie "Riverdale" – auch da ging es ziemlich düster zu.

Auch Jughead Jones gab in "Riverdale" den Teddy.
Foto: Netflix

Den Kuschel-Hype weiß so manches Unternehmen für sich zu nutzen. Levi's zum Beispiel bewarb erst vor kurzem die Erfindung seines Trucker-Jackets vor fünfzig Jahren.

Levi's macht mit Carlings gemeinsame Sache.
Foto: Carlings

Und ließ sich von der australischen Moderedakteurin der "Vogue" eine plüschige Version der gefütterten Jacke designen.

Christine Centenera hat ein Teddy-Modell für Levi's entworfen (links), rechts eine gefütterte Jeansjacke von Topshop.
Foto: Levis/ Topshop

Überhaupt ist bemerkenswert, dass vor allem Marken, die sich der Coolness verschrieben haben, jetzt den Teddybären geben: Ob Taschen oder Sweater, so gut wie alles wird mit einer plüschigen Oberfläche versehen.

Man könnte das modische Engagement von Fila und Co angesichts der politischen Großwetterlage als Vorsichtsmaßnahme lesen. Oder als Versuch einer Beschwichtigung: Ist doch alles halb so schlimm! Warum man sich demnächst von seiner kuscheligen Seite zeigt, darf man sich also guten Gewissens aussuchen. (Anne Feldkamp, 2.11.2017)

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