Dieses Fahndungsfoto wurde von der Polizei veröffentlicht.

Foto: APA/LPD STEIERMARK -

Stiwoll/Amstetten – Der 66-jährige mutmaßliche Schütze aus dem steirischen Stiwoll, der am Sonntag auf seine Nachbarn geschossen und dabei zwei getötet und eine Nachbarin schwer verletzt haben soll, ist nach wie vor auf der Flucht, obwohl die Polizei die Suche intensiviert hat. Im Nahbereich zur steirischen Landesgrenze sowie im Gebiet Amstetten, St. Valentin und im Bereich der Donaubrücke Richtung Mauthausen (OÖ) seien verstärkt Streifen unterwegs, teilte die Polizei mit.

Laut Baumschlager wurde außerdem ein 32 Personen starker Zug der Einsatzeinheit NÖ in die Steiermark entsandt, um die dort laufende Suche zu unterstützen. "Es wird weiter im Großraum des Tatorts in Stiwoll nach dem Mann gesucht", sagte Polizeisprecher Jürgen Haas auf Anfrage.

In der Nacht auf Mittwoch wären mehrere Personen überprüft worden. Mehr könne jedoch aus einsatztaktischen Gründen nicht gesagt werden, erklärte Polizeisprecher Johann Baumschlager. Am Dienstag war nach Hinweisen aus der Bevölkerung eine Alarmfahndung ausgelöst worden, diese wurde inzwischen auf normale Streifentätigkeit zurückgestuft.

Nach den tödlichen Schüssen auf seine Nachbarn läuft in Stiwoll die Suche nach dem mutmaßlichen 66-jährigen Schützen weiter auf Hochtouren. Die Polizei bietet Hundertschaften auf. Beitrag aus der ZiB24.
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Großaufgebot der Polizei

"Wir gehen weiter jedem Hinweis nach", meinte Haas. Neue Beobachtungen von Passanten seien aber nicht gemeldet worden. Vorerst suche man daher weiter in den Wäldern und in der Umgebung des Wohnhauses des Verdächtigen, von wo aus die tödlichen Schüsse abgegeben wurden. Wie lange die Polizei die derart intensive Fahndung – Hunderte Beamte sind im Einsatz – aufrecht halten werde, konnte Haas nicht sagen. "Die Lage wird laufend überprüft", so der Polizeisprecher.

Die Schulen und Kindergärten in manchen Gemeinden der Umgebung blieben am Dienstag geschlossen. Lehrer wurden bereits vorsorglich von Schulpsychologen auf die Aufarbeitung mit den Schülern vorbereitet.

Von Passanten gesehen

Am Dienstagnachmittag hatte sich die Aufmerksamkeit vorübergehend von der Steiermark nach Niederösterreich verlagert. Nahe Amstetten soll der Verdächtige von mehreren Passanten gesehen worden sein. Gesucht wurde im Großraum um Kematen und St. Valentin sowie im Bereich der Donaubrücke Richtung Mauthausen (OÖ). Gefunden wurde der Verdächtige jedoch auch dort nicht. Später wurde die Alarmfahndung auf die zweithöchste Stufe heruntergefahren – "intensive Streifungen" wurden aber fortgesetzt.

Der 66-jährige Steirer soll am Sonntag mit einer Langwaffe auf seine Nachbarn geschossen haben. Ein 64-jähriger Mann und eine 55 Jahre alte Frau starben, eine 68-Jährige wollte fliehen, wurde am Arm getroffen und schwer verletzt. Einem vorläufigen Obduktionsergebnis zufolge wurde der Mann zweimal, die 55-jährige Nachbarin gleich dreimal getroffen. Bei der schwerverletzten 68-Jährigen wurde ein Einschuss festgestellt. Das Kaliber wird von der Exekutive aus ermittlungstaktischen Gründen nicht veröffentlicht. Bei der Waffe des Verdächtigen handelte es sich jedenfalls – entgegen ersten Meldungen – nicht um ein Gewehr seiner Ehefrau, sondern um eine illegale Waffe. Sie war nicht registriert. Die registrierten Waffen der Frau wurden von der Polizei sichergestellt.

Motiv: Nachbarschaftsstreit

Das Motiv für die Schüsse aus dem Hinterhalt soll ein langer Streit um ein Grundstück gewesen sein. Der Verdächtige ist bei den Behörden kein Unbekannter: Gegen ihn wurde schon wegen übler Nachrede, versuchter Nötigung und gefährlicher Drohung ermittelt, die Verfahren wurden aber eingestellt, da er in Gutachten als nicht zurechnungsfähig eingestuft worden war. Gegen ihn wurde auch im Vorjahr ermittelt, nachdem er mit seinem Bus mit einem Plakat mit der Aufschrift "Heil Hitler" durch Graz und andere Gebiete gefahren war. Da ihm aber der Vorsatz der NS-Wiederbetätigung nicht nachgewiesen werden konnte, kam er auch da straffrei davon. Vom Gutachter wurde er außerdem als nicht gefährlich eingestuft, weshalb er nicht in einer Anstalt untergebracht werden konnte.

Die Existenz einer in Medien kursierenden angeblichen "Todesliste" des Verdächtigen wurde am Dienstag von der Landespolizeidirektion Steiermark nicht bestätigt. Eine derartige Liste sei definitiv nicht gefunden worden. Es existiert aber eine "Gefährdeten-Liste", die von der Polizei selbst erstellt wurde. Darauf zu finden sind unter anderem die Staatsanwaltschaften Graz, Klagenfurt, Leoben, diverse Richter und Bezirkshauptmannschaften, andere Institutionen und auch Betriebe, mit denen der 66-Jährige in Streit war. Sie alle werden von extra abgestellten Beamten beschützt. (APA, 31.10.2017)