Der ORF hat die Bundesliga verloren, wie zuvor die Champions League und die Europa League an die private, meist Pay-TV-Konkurrenz. Der Verlust könnte sich als Gewinn für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk erweisen. Und selbst bei der ewigen Frage helfen, wofür Österreicherinnen und Österreicher Gebühren zahlen sollen. Wenn dieser ORF darauf zu reagieren weiß.

Fokussierte Fußballfans werden dafür nicht einfach zu gewinnen sein. Es sei denn, der ORF schafft mit den verfügbaren Highlightrechten eine herausragende, qualitätvolle, kluge Fußballshow. Ein bisschen Geld dafür könnte nach dem mehrfachen Ballverlust verfügbar sein. Fans werden aber zudem weiterhin das echte Liveerlebnis im Stadion nicht missen mögen; und vielen Fans wird das wöchentliche Livespiel im ORF ohnehin nicht gereicht haben.

Die Chance des ORF ist größer, ebenso wie die Herausforderung: Mit 600 Millionen Euro Gebühren und rund einer Milliarde Gesamteinnahmen konnte er bisher großflächig Premiumsport einkaufen – davon bleiben jedenfalls noch die in Österreich spielentscheidenden Wintersportrechte des ÖSV – auch die hätte Sky gern gehabt – und vorerst die (umstrittene) Formel 1. Sportübertragungsrechte, aber auch (bisher) massenattraktive Filme und Serie einzukaufen mag neben Kapitalkraft auch gescheite Auswahl und Verhandlungsgeschick erfordern, die Übertragung zudem technisches Können.

Mit dem Verlust von Sportrecht um Sportrecht, mit der universellen Verfügbarkeit von Film und Serie über Streamingplattformen geht es nun um die eigene Idee, die eigene Produktion und deren – dem Publikum vermittelbare – Qualität. Das ist kein neues, kein fremdes Land für den ORF; jetzt muss es zu seinem Zentrum werden. Über die Zukunft des bisherigen Sport- und Seriensender ORF 1 grübelt immerhin seit September eine Arbeitsgruppe. (Harald Fidler, 2.11.2017)