Jahrzehntelang wurden tausende Kinder in Österreichs staatlichen, kirchlichen sowie privaten Heimen misshandelt und missbraucht. Es waren keine tragischen Einzelfälle, dahinter stand ein System. Den Nährboden für die Missstände bildete die Idee, Kinder aus meist schwierigen sozialen Verhältnissen oder solche, die unter Beeinträchtigungen litten, kostengünstig zu verwahren.

Die Betroffenen haben lange geschwiegen oder wurden einfach nicht gehört. Erst mit dem Aufdecken des Heimskandals drang eines der größten Verbrechen der Zweiten Republik an die Öffentlichkeit. Eine Gruppe blieb aber bis heute ungehört. Es sind jene, die nicht für sich selbst sprechen können, die Behinderten.

Es ist beschämend, wenn diesen Menschen nicht einmal die ohnehin nur symbolische finanzielle Wiedergutmachung zuteilwird. Und es ist zynisch, das damit zu begründen, dass sie sich ja nur melden müssten, um zu diesem ihrem Recht zu gelangen.

Hier sind die Täterorganisationen, die genau diesen Namen verdienen, in die Pflicht zu nehmen. Es ist die Verantwortung der Länder, der Orden, der Diözesen, diese oft stummen Opfer zu suchen und zu entschädigen.

Doch sie tun es nicht. Mit dieser Weigerung, sich aktiv mit der eigenen Schuld auseinanderzusetzen, verhindern sie zugleich, aus dieser Geschichte zu lernen. Und damit ebnen sie den Weg dafür, dass sie sich wiederholt. (Steffen Arora, 2.11.2017)