Der Konjunkturmotor brummt, immer mehr Menschen finden in Österreich einen Job. Seit März sinkt die Arbeitslosigkeit kontinuierlich. Die Zahl der offenen Stellen hat sich im Jahresvergleich fast verdoppelt. Vermehrt hilft der Aufschwung auch den Sorgenkindern am Arbeitsmarkt – Langzeitarbeitslosen und Älteren.

Politiker verbuchen diesen Boom gerne für sich. Sozialministerium und Gewerkschaft loben die Arbeitsmarktpolitik der scheidenden Regierung, die Aktion 20.000 und der Jobbonus hätten das Wunder bewirkt. Wehe der türkis-schwarz-blauen Wende, würde hier der Sparstift angesetzt.

Die Sorgen sind ebenso überzogen, wie das Eigenlob verfehlt ist. Hinter dem Aufschwung stecken zu einem wesentlichen Teil das günstige globale Umfeld und dessen Rückkoppelungseffekte, wie die Wirtschaftsforscher regelmäßig vorrechnen. Dementsprechend sinkt die Arbeitslosigkeit am stärksten in der exportorientierten Industrie. Mitten in diesem Aufschwung Förderungen an Firmen zu verteilen für etwas, das sie ohnehin machen, nämlich Leute einstellen, ist ineffektiv und kostet Millionen.

Bei älteren Arbeitnehmern wäre es zwar weniger populär, strukturelle Benachteiligungen wie das Senioritätsprinzip anzugehen, dafür aber nachhaltiger. Solange die Lohnkosten nicht mit der Produktivität, sondern der Anstellungszeit im Betrieb oder in der Branche steigen, sind ältere Menschen am Arbeitsmarkt automatisch benachteiligt. (Leopold Stefan, 2.11.2017)