Kommunikationsberater empfehlen: Bleiben Sie mit "sechsi" auf der sicheren Seite.

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Was gibt es nicht alles für Missverständnisse auf dieser Welt. Denken wir nur an Heinz-Christian Strache. Wenn der etwas sagt, muss er am nächsten Tag erklären, wie es gemeint war, wegen der Missverständnisse.

Zum Glück gibt es Kommunikationsberater. Ihnen verdankten wir, dass unzumutbare Begriffe wie "flott" heute mit "zeitnah" oder "in angemessener Geschwindigkeit" abgekürzt werden. So bleibt uns am Ende des Tages mehr Zeit für wirklich Wichtiges. Kommunikationsberater wagen sich nun auf jenes Gebiet, auf dem die meisten Irrtümer passieren: Sex.

Ihre Empfehlung ist genital einfach: Um MenschInnen von geschlechtlichem Interesse nicht durch diesbezügliche Signale zu empören, soll man, wenn nicht gerade ein Gleichberechtigungsberater zugegen ist, auf das unverfängliche Sechs ausweichen.

Von der Umschreibung Seks raten sie ab, es liege akustisch zu nahe am Ausgangswort. Lediglich für den schriftlichen Verkehr – ein Synonym für diese schreckliche Zweideutigkeit ist in Arbeit – sei es brauchbar. Denn, sagen die Kommunikationsexperten, niemand hat sich je ungleichberechtigt gefühlt, weil ihm oder ihr Sechsiness unterstellt wurde.

Von Sechssucht ist nichts überliefert, sieht man von Lottospielern ab, die zwar von einem Sechser träumen, aber meist nur einen Dreier landen. Niemand hat je von abartigen Sechspraktiken gehört, und noch nie ist irgendwo eine Sechsbombe hochgegangen.

Tabu sind abstoßende Wörter wie – Entschuldigung – "anziehend", "attraktiv" oder "pudern", es sei denn, es ist eine Nase im Spiel. Kritiker bemängeln, dass diese Empfehlung im Platonischen versande, also eher unsechsi sei. Doch Berichte aus der Praxis widersprechen dem.

Gottfried W. führt seit Jahren eine leidenschaftliche Whatsapp-Beziehung mit einer Frau. Nie gab es Missverständnisse. Nur ein Mal hat ihm die Autokorrektur seines Handys bei einer Liebesnachricht ein Bein gestellt. Nicht so schlimm, sagt W. Die Geldstrafe war es ihm wert. Immerhin hat er seine große Liebe beim Gerichtstermin erstmals aus der Nähe gesehen. (Karl Fluch, 4.11.2017)