Der steirische Leiterplattenherstellers AT&S hat schwere Zeiten hinter sich gelassen und im Halbjahr 2017/18 sein Konzernergebnis von minus 14,8 Mio. Euro auf plus 15,4 Mio. Euro gedreht. "Wir sind sicherlich in unserer Industrie einer der Spieler, die weiterhin Akzente setzen", sagte Vorstandsvorsitzender Andreas Gerstenmayer am Freitag vor Journalisten in Wien.

Der AT&S-Chef sieht das Unternehmen "technologisch gesehen" unter den Top-Drei-Unternehmen in der Branche weltweit. "In allen Marktsegmenten arbeiten wir mit den Technologieführern zusammen." Entscheidend für die Kehrtwende sei, dass die beiden Werke in China inzwischen ihr Potenzial zeigen. Rund 500 Mio. Euro wurden in den Ausbau von zwei Werken in Chongqing in China investiert. Im Halbjahr zuvor hatten Anlaufeffekte dort noch deutlich belastet. Nun sei die Auslastung auf einem hohen Niveau.

Rückkehr in Gewinnzone

Das Betriebsergebnis (Ebit) kehrte mit 36,9 Mio. Euro wieder in die Gewinnzone zurück, nach einem Minus von 5,8 Mio. Euro im Halbjahr 2016/17. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte von 52,1 Mio. Euro auf 104,4 Mio. Euro zu. Beim Umsatz gab es einen Zuwachs von 26 Prozent auf 485,7 Mio. Euro.

Für das zweite Halbjahr rechnet der AT&S-Chef damit, "dass die Nachfrage in den Kundensegmenten stabil und hoch bleibt". AT&S hatte wie berichtet im Oktober seine Umsatz- und Gewinnprognosen deutlich nach oben revidiert. Für das Geschäftsjahr 2017/18 rechnet AT&S mit einem Umsatzwachstum im Vergleich zum Vorjahr von 20 bis 25 Prozent. Die ursprüngliche Prognose lag bei 10 bis 16 Prozent. Die EBITDA-Marge soll zwischen 19 und 22 Prozent liegen (ursprünglich 16-18 Prozent). "Wir können sehr zuversichtlich sein", sagte Gerstenmayer. Es werde nun eine Abschreibung von nur noch 15 Mio. Euro, anstatt ursprünglich 25 Mio. Euro, erwartet. Hier seien geplante Investitionen weggefallen, die man nicht mehr tätigen müsse, so der AT&S-Chef.

Entscheidung um Lizenz in Shanghai

Spannend wird es im Dezember, dann steht die Entscheidung Shanghais zu einer Lizenz an, die die Steuerabgaben für das Jahr 2017 reduzieren könnte. Momentan sind für das abgelaufene Halbjahr 15,87 Mio. Euro Steuern ausgewiesen. Da noch kein Zertifikat vorliege, sei es noch nicht einberechnet, erklärte die Finanzchefin Monika Stoiser-Göhring. Sie wurde heuer im Juni als CFO bestellt. Um welchen Betrag es sich dabei handeln könnte, ließ das neue Vorstandsmitglied offen. Sollte AT&S das Zertifikat erhalten, fällt die Steuerquote von bisher eingerechneten 25 Prozent auf 15 Prozent für das Jahr 2017. Die Vergabe richtet sich unter anderem nach Forschungsinvestitionen.

Ein Wermutstropfen bleibe der steigende Preisdruck insbesondere bei den IC-Substraten, sagte Gerstenmayer. "Aber wir beginnen das zunehmend durch Produktmix und Effizienz zu kompensieren." Man untersuche intensiv Expansionsmöglichkeiten bei den Chongqing-Werken gerade im Bereich der neuen Technologiegeneration mSAP. "In einem dynamischen Umfeld müsse man genau untersuchen, was die Technologie für die nächsten Jahre sein wird", erläuterte Gerstenmayer. "Die Strategie heißt Wachstum über Technologie und möglichst profitabel." Ziel bleibe ein "All-in-one"-Anbieter zu sein.

Erstmals über 10.000 Mitarbeiter

Momentan prüft das Unternehmen die Emission einer nachrangigen Anleihe (Hybridanleihe). Man müsse schauen, was der Markt hergebe, konstatierte Gerstenmayer. Dabei würde ein Emissionsvolumen zumindest im hohen zweistelligen Millionen-Bereich angestrebt (Sub-Benchmark Size). Der Cash Flow aus der laufenden Geschäftstätigkeit drehte von minus 13 auf plus 43,6 Mio. Euro. Der Nettoverschuldungsgrad stieg von 70,5 Prozent auf 88,5 Prozent. Beim Eigenkapital gab es einen Rückgang von 9 Prozent auf 492,6 Mio. Euro.

Die Zahl der Mitarbeiter liegt erstmals über 10.000 Personen. Der Mitarbeiterstand (inklusive Leihpersonal) erhöhte sich von 9.315 auf 10.030. Dabei entfalle der größte Zuwachs auf die Werke in Chongqing. Allerdings sei es oft schwierig, hoch qualifiziertes Personal aus Nicht-EU-Ländern nach Österreich zu bekommen. Monika Stoiser ist es ein großes Anliegen, dass man den Arbeitsmarkt nicht für internationale Mitarbeiter schließe. "Appell an die Politik: Wir brauchen die Offenheit des Arbeitsmarktes." Im Konzern seien Mitarbeiter aus über 50 verschiedenen Nationen vertreten. (APA, 03.11.2017)