Shitstorms gegen den Zipfelmann des Diskonters Penny haben mittlerweile Tradition. Seit Jahren beklagen besorgte User, dass statt eines "Schoko-Nikolos" ein neutrales Zipfelmännchen verkauft wird – Schoko-Nikolos gab es übrigens zusätzlich bei Penny zu kaufen. Vergangenes Jahr war die digitale Empörungswelle besonders groß, Nutzer sprachen etwa vom Ende des Christentums. Jetzt hat Penny, das schon damals gelassen auf die Postings reagierte, den Spieß umgedreht.

"Vielfalt und Liebe"

Die Supermarkt-Kette stellte auf Facebook ein Zipfelmännchen in Regenbogen-Farben vor. "Unser neues Design steht für Vielfalt, Toleranz und Liebe!", schrieb Penny dazu. Es fällt nicht schwer, das als schwulen Nikolo zu interpretieren – dementsprechend trudelten rasch homophobe Reaktionen auf der Facebook-Seite von Penny ein. "Deutschland schafft sich und seine Kultur ab – ich könnte kotzen", hieß es etwa. Eine Userin hofft, Penny werde "an diesem Dreck ersticken".

Marketing-Coup

Tatsächlich ist der provozierte Shitstorm aber ein Marketing-Coup. Die positiven Wortmeldungen überwogen kritische oder gar hasserfüllte Beiträge deutlich. Insgesamt wurde Pennys Beitrag tausende Male auf Facebook geteilt. Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre dürfte Penny klar gewesen sein, was ein Zipfelmännchen in Regenbogenfarben auslösen dürfte.

Regelmäßige Empörungswellen

Penny ist Teil der Rewe-Gruppe – genau wie Bipa und Merkur, die ebenfalls beide heftige Shitstorm-Erfahrungen aufweisen. So geriet Bipa erst vor wenigen Wochen in die Schlagzeilen, weil sich Nutzer über eine Werbung mit einer kopftuchtragenden Frau echauffierten. Merkur stand hingegen wegen des Angebots von Halal-Fleisch im Zentrum einer Empörungswelle. Wie der STANDARD analysierte, zeigten sich fast alle Unternehmen von rechten Shitstorms unbeeindruckt. Einzig Spar entschied sich, nach einer Welle an Hasspostings sein Halal-Sortiment aus den Regalen zu nehmen. (fsc, 5.11.2017)