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Hans Niessl (links) wirkt im Moment sehr entspannt. Und alles deutet darauf hin, dass Hans Peter Doskozil, sein einstiger Bürochef und politischer Ziehsohn, dafür verantwortlich ist.

Foto: REUTERS/Leonhard Foeger

Eisenstadt – Hans Niessl wirkt im Moment ausgesprochen entspannt. Ganz so, als wäre dem burgenländischen Landeshauptmann endlich eine schwere Entscheidungslast von den Schultern genommen worden. Und weil das Burgenland klein ist und vertratscht genug, glauben die Auguren, auch den Grund dafür zu kennen: Hans Peter Doskozil – Dosko, wie man ihn kosend auch nennt – kommt heim.

Denn nach der nun absehbaren schwarz-blauen Regierungsbildung soll der 47-jährige Immer-Noch-Verteidigungsminister demnächst nach Eisenstadt wechseln. Gespräche, sagt er selbst, sind diesbezüglich schon geführt worden. Genaueres wollte er, dem der Sinn trotz seiner 28.000 Vorzugsstimmen so gar nicht nach oppositionellem Parlamentarismus steht, allerdings nicht sagen.

Die Eisenstädter Gerüchte sagen dafür Folgendes: Doskozil beerbt vorerst einmal Helmut Bieler, der im Mai ja eh schon seinen 65er gefeiert hat. Bieler führt das Großressort Finanzen, Kultur, Straßen- und Landeshochbau und ist dort an allen Ecken und Enden so sehr mit den Esterházys in den juristischen Clinch gegangen, dass nur noch ein Neuer für Entkrampfung sorgen könnte.

Möglicher Kollateralnutzen

Ein allfälliger Kollateralnutzen wäre das, der noch gesteigert würde, wenn auch die andere, von Stefan Ottrubay geführte, "fürstliche" Seite sich erneuerte; und auch das sagt man in der Gerüchteküche.

Bieler wäre auch insofern ein idealer Erblasser, als dem Südburgenländer (Bieler war einst Bürgermeister von Bad Tatzmannsdorf) wieder einer folgen würde. Im innerparteilichen Proporzgefüge wäre Doskozil (dem Grafenschachener Ortsteil Kroisegg entstammend) also geradezu ideal.

Der Job als Landesrat wäre freilich bloß ein vorübergehender und wohl verbunden mit einer ausdrücklichen Designierung. Darum, so hört man läuten, hätten sich ja auch die Gespräche gedreht.

Niessl, so heißt es, möchte unbedingt noch der nächsten Landeshauptleutekonferenz vorsitzen. Turnusmäßig ist die im zweiten Halbjahr 2018. Am Jahresende käme aber dann der endgültige Pensionsantritt.

Warnendes Beispiel Häupl

Eine solch geordnete Amtsübergabe wäre jedenfalls sehr im Niessl'schen Sinne. Immerhin steht ihm mit der aktuellen Situation seines Amts- und Parteikollegen Michael Häupl anschaulich vor Augen, wie es ist, wenn man zu spät ans Aufhören denkt: Man verliert das Gesetz des Handelns.

So aber übergibt er diesen Gesetzesstab, mit dem Hans Peter Doskozil spätestens 2019 ordentlich umrühren und sein eigenes Regierungsteam auf die Beine stellen wird. Ob in dem sein Vorvorgänger im Verteidigungsministerium, der als Sozial- und Gesundheitslandesrat eher glücklose Norbert Darabos, noch vertreten sein wird, darf man bezweifeln.

Gerüchte über Wechsel in FPÖ

Auch der Eisenstädter Regierungspartner, die FPÖ, wird um einen Wechsel nicht umhinkönnen. Alexander Petschnig, der Wirtschafts- und Tourismuslandesrat, ist, sagt man, auf dem Sprung nach Wien. Als möglicher Nachfolger gilt weniger der ansonsten für jeden FP-Job handelbare Géza Molnár, der ja als Klubobmann gebraucht wird, sondern der eben erst installierte Tourismuschef, Petschnigs Kärntner Landsmann Hannes Anton.

In diesem Fall wäre es durchaus möglich, dass in Eisenstadt gleich eine große Regierungsumbildung ins Haus steht. Auf jeden Fall aber die Frage, was Schwarz-Blau in Wien für Rot-Blau im Eisenstadt bedeutet? Da könnte auf den neuen starken Mann im Eisenstädter Landhaus noch einige Fisimatenten zukommen. (Wolfgang Weisgram, 5.11.2017)