Auf Grund unzureichend ausgebauter Infrastruktur geht in Österreich ein Produktivitätspotenzial von gut 45 Mrd. Euro pro Jahr verloren – das hat eine Modellrechnung für den "FBA Infrastrukturreport" ergeben, der heute (Montag) beim Infrastruktursymposium "Future Business Austria" an der Wiener Wirtschaftsuniversität präsentiert wird.

Laut einer für den Infrastrukturreport durchgeführten Manager-Umfrage führt der Bereich IT in der Rangliste der österreichischen Infrastrukturbereiche mit Verbesserungspotenzial mit 74 Prozent der Nennungen. "Das zeigt, dass die Potenziale des digitalen Standorts für die Entscheidungsträger in der Wirtschaft von entscheidender Bedeutung sind", sagt FBA-Initiator David Ungar-Klein. Nach Wahrnehmung der befragten Manager seien IT-Infrastruktur auf Betriebsebene und IKT-Infrastruktur auf Standortebene mit je 93 Prozent Zustimmung die wichtigsten Infrastrukturen der Zukunft.

Angst

Zwei Drittel der Befragten befürchten, dass es um die Absicherung der kritischen Infrastrukturen, etwa der Energieversorgung, gegen Cyberangriffe nicht gut bestellt sei.

Auffallend hoch ist die Zufriedenheit der Wirtschaftstreibenden mit dem österreichischen Straßennetz. Nach Meinung der Manager hat Österreich im Teilbereich Straße im europäischen Vergleich zuletzt deutlich an Terrain gewonnen. Gleichzeitig wird die Förderung öffentlicher Verkehrsmittel und der Ausbau des Straßennetzes befürwortet. Auch die Zufriedenheit mit der Bahn ist hoch, der Bahninfrastruktur wird eine positive Entwicklung attestiert – wenngleich die Fähigkeit der ÖBB, Güterverkehr von der Straße zu übernehmen, als ausbaufähig angesehen wird.

Gut die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass sich der Verkehr im kommenden Jahrzehnt durch die Automatisierung deutlich verändern wird, auch E-Bikes und Elektroautos gelten als wichtiges Zukunftsthema. Für knapp ein Drittel werden auch Drohnen eine spürbare Rolle spielen. Was die Elektrifizierung des Lkw-Verkehrs angeht, ist jedoch eher Skepsis angesagt, was auch auf die ungeklärte Frage nach der Aufbringung entsprechender Kapazitäten für die Stromversorgung zurückzuführen sei, meint Ungar-Klein.

Spitzenreiter vor Wien und Niederösterreich

Im Bundesländervergleich ist Oberösterreich bei der Zufriedenheit mit dem Infrastrukturausbau klarer Spitzenreiter vor Wien und Niederösterreich. Im Mittelfeld liegen die Steiermark sowie die westlichen Bundesländer Tirol und Salzburg. Das Burgenland und Kärnten liegen deutlich dahinter. Mehr als die Hälfte der Befragten Manager vermisst eine Infrastruktur-Gesamtstrategie auf Bundesebene.

Befragt wurden für den Report vom Markt- und Meinungsforscher Peter Hajek 240 Manager österreichischer Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern. Ergänzend dazu wurden rund 100 Interviews mit österreichischen Experten aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung geführt. Der volkswirtschaftliche Befund stammt von Fiskalrats-Chef Bernhard Felderer, die industrieökonomische Analyse der österreichischen Infrastruktur hat Sebastian Kummer erstellt, Vorstand des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik an der WU Wien. /APA, 6.11. 2017)