Alfred Noll bei "Im Zentrum".

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Peter Pilz' Rücktritt (oder vielleicht doch nicht?) gab den unmittelbaren Anstoß für eine Im Zentrum-Diskussion über den gesellschaftlichen Umgang mit Vorwürfen sexueller Übergriffe. Es wurde bei Claudia Reiterer trotz anfänglicher Gerichtssaalstimmung, in der Alfred Noll bereits seine Rolle als Anwalt spielte, zum Glück nicht länger über den konkreten Fall des Grünpolitikers gesprochen.

Sondern es wurden ganz grundlegende Aspekte angeschnitten, die vor allem durch die Dynamik der weltweiten #MeToo-Initiative virulent wurden: Setzt man in einer mediokratischen Gesellschaft mit der Öffentlichmachung zwangsläufig eine Hatz in Gang? Die Anonymität auf Social-Media-Kanälen enthemmt jedenfalls ziemlich, meint Noll, der als gewandter Advokat die meiste Redezeit beanspruchte.

Zu vieles würde bei #MeToo, so wichtig die Bewegung auch für eine Bewusstseinsbildung ist, in einen Topf geworfen, sagt die Machtexpertin Christine Bauer-Jelinek. Auf mindergravierende Übergriffe solle auch dementsprechend reagiert werden. Wenn einer "Du Trutscherl" sagt, dann antworte ihm mit "Du Oasch!", gab Noll ein Beispiel. Alle dürsten eben nach ein wenig Entspannung!

Je besser sich Betroffene zu wehren wissen, umso mehr könnten Übergriffsfälle ausgebremst werden, so Bauer-Jelinek. Noch weiter dachte Albert Steinhauser (Die Grünen), der den Ball weg von den Opfern hin zur Gesellschaft spielte, die die Verantwortung hätte, es so weit jeweils überhaupt nicht kommen zu lassen. Und weiter: Männer mit Macht wüssten sehr wohl, wo die Grenzen seien, nur sind sie als risikofreudige Geschöpfe nicht gewöhnt, sich an diese zu halten. (Margarete Affenzeller, 6.11.2017)