Das Paradies ist für die Russen weit weg. Zumindest fiel das Echo auf die Veröffentlichung der sogenannten Paradise-Papers weit geringer aus als andernorts. Beim wichtigsten Nachrichtensender WGTRK lief die Meldung praktisch unter "ferner liefen", auch bei RT fokussierte sich die Berichterstattung größtenteils auf das Ausland.

Immerhin: Der Leiter des Außenausschusses im Föderationsrat, Konstantin Kossatschow, kritisierte die Enthüllungen scharf. Der Senator sah in den Papieren offenbar eine weitere gegen Moskau gerichtete Informationskampagne und erinnerte daran, dass die journalistischen Recherchen von einer Soros-Stiftung mitfinanziert würden. "Ein wunderbarer, wahnsinniger Text. Die VTB ist nicht eine Kremlfirma, sondern eine der größten Banken mit staatlichem Anteil; spüren Sie den Unterschied!", spottete er.

Normales Geschäft

Seinen Angaben nach ist der beschriebene Deal – es geht um die Finanzierung des Kaufs von Facebook- und Twitter-Aktien für den Investmentfonds DST – ein völlig normales Geschäft. Dieses werde durch die Überbetonung von "Emotionen und schwammige Formulierungen fast als Verschwörung gegen die Grundlagen der westlichen Demokratie dargestellt", klagte er. Dass der Kreml Interesse an amerikanischen Medien habe, sei keineswegs ein Verbrechen, fügte er hinzu.

Auch DST-Eigner Juri Millner sieht das Geschäft falsch beleuchtet. Die VTB sei nur einer von vielen passiven Investoren des Fonds. Sie habe keinen Einfluss darauf, welche Aktien DST mit den zur Verfügung gestellten 191 Millionen Dollar kaufe, schrieb der Milliardär in einer Stellungnahme.

Panama bekam nicht gut

Erstaunen demonstrierte auch ein weiterer in den Fokus geratener Konzern: Der als kremlnah geltende Chemieriese Sibur – einer der Eigner, Kirill Schamalow, ist russischen Medienangaben nach der Schwiegersohn Wladimir Putins – nannte die Publikationen zu Geschäftsverbindungen mit US-Handelsminister Wilbur Ross "politisch voreingenommen".

Schon das Auftauchen der Panama-Papers hatte in Moskau zu schwerer Verärgerung geführt, nachdem dort Offshore-Firmen eines Jugendfreunds von Putin, des Cellisten Sergej Roldugin, ausgeleuchtet wurden. Die Nachrichtenagentur RBK, die als russisches Medium an den Recherchen beteiligt war, wechselte daraufhin den Besitzer und die Chefredaktion. (ab, 6.11.2017)