Der boomende Tourismus treibt die Preise in Österreich an.

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Tumult in Saudi-Arabien, globaler Aufschwung, Brexit – viele Faktoren bewegen die Konsumentenpreise und führen trotz global vernetzter Märkte zu nationalen Unterschieden.

Die Preise in den Industrieländern sind im September um 2,3 Prozent gestiegen, wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrem aktuellen Inflationsbericht bekanntgab. Die Teuerungsrate in den 35 Mitgliedstaaten von Mexiko bis Japan hat sich auch im Vergleich zum Vormonat leicht erhöht.

Rohöl und Rapsöl

Wesentlicher Preistreiber war die Energie, die im September im Jahresvergleich um 7,7 Prozent zulegte. Der Ölpreis stieg seither noch weiter und erreichte Dienstagfrüh ein Zweijahreshoch, nachdem politische Spannungen im wichtigsten Förderland Saudi-Arabien die Märkte beunruhigten.

Die Nahrungsmittelpreise hingegen entwickelten sich mit 1,9 Prozent unterdurchschnittlich und damit inflationsbremsend. Rekordhohe Produktion im Vorjahr und gut gefüllte Lager gepaart mit abflachender Gesamtnachfrage halten die Lebensmittelpreise stabil, wie die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) in ihrer jüngsten Prognose schreibt. Von Pflanzenöl bis Fleisch rechnet die FAO mit deutlich geringeren Preissteigerungen als in den vergangenen Jahren.

Konjunkturforscher betrachten auch die sogenannte Kerninflation, ohne Nahrungsmittel- und Energiepreise. Denn diese unterliegen tendenziell stärkeren Schwankungen und sind von Entwicklungen auf den globalen Rohstoffmärkten abhängig. Die Kerninflation spiegelt interne Dynamiken einer Volkswirtschaft besser wider.

In der Eurozone sind jedoch sowohl Energie- (+3,9 Prozent) als auch Nahrungsmittelpreise (+1,8 Prozent) im September stärker gestiegen als der übrige Warenkorb (+1,1 Prozent), die sogenannte Kerninflation.

Der EZB geht diese Entwicklung gegen den Strich. Mit ihrer expansiven Geldpolitik versuchen die Frankfurter Notenbanker eine Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent zu erreichen. Vor allem die Energiepreise richten sich aber nach außereuropäischen Faktoren. Letzteres bekommen die Briten besonders zu spüren, da der Pfund in Folge des Brexit an Kaufkraft verloren hat.

Österreich gegen den Strom

Die Preisentwicklung in Österreich bewegt sich derzeit gegen den Strom. Österreich liegt mit einer Inflationsrate von zuletzt 2,4 Prozent im September deutlich über dem Eurozonenschnitt (1,5 Prozent). Die Kerninflation deckt sich hierzulande mit der allgemeinen Inflationsrate. Allerdings beeinflussen Energie- und Nahrungsmittelpreise die Teuerung in Österreich genau umgekehrt. Günstigere Strompreise haben die Energiekosten der Haushalte trotz des höheren Ölpreises hierzulande gedämpft. Nahrungsmittel, allen voran die Butter, haben sich auch in vergleichbaren Volkswirtschaften wie Deutschland oder Niederlande ähnlich verteuert.

Dass das Preisniveau in Österreich höher ist als der EU-Schnitt, liege vor allem an teureren Dienstleistungen, erklärt Josef Baumgartner vom Wirtschaftsforschungsinstitut. Der boomende Tourismus hat vor allem Übernachtungen und Restaurantbesuche verteuert. Auch die staatlich administrierten Preise, etwa Gebühren oder die Vignette, sind in Österreich überproportional gestiegen. (Leopold Stefan, 8.11.2017)