Sicher: Über die Wiener Linien lässt es sich trefflich schimpfen. Manchmal stinkt es im Abteil, in der U1-Station Stephansplatz stinkt es immer. Manchmal sind die Wiener Öffis bummvoll und kommen just dann unregelmäßig und verspätet, wenn es einen wichtigen Termin einzuhalten gilt. Und ab 2018 werden auch noch die Tickets teurer. Ein Wahnsinn, eigentlich.

Bei näherem Hinsehen verkommt manche Kritik aber zum substanzarmen Sudern. Für den Gestank im Abteil sind zumeist andere Fahrgäste verantwortlich. Für die olfaktorische Eigenheit in der U1 sorgt ein beim U-Bahn-Bau vor mehr als 40 Jahren verwendetes Bodenverfestigungsmittel, das mit anderen Materialien reagiert und für den Schwefelgeruch sorgt. Gut, die Probleme mit Störungen im Rahmen der U4-Sanierung müssen die Wiener Linien besser in den Griff kriegen. Im Vergleich mit anderen Metropolen ist der Preis für eine Wiener Jahreskarte um 396 Euro bei monatlicher Abbuchung aber immer noch herausragend niedrig.

Wiener, die nur in Wien fahren, interessiert ein Vergleich mit ausländischen Städten herzlich wenig. Diesen sei aber in Erinnerung gerufen, dass die jetzt teurere Jahreskarte in der Hauptstadt noch immer weniger kostet als eine Karte vor 15 Jahren. Mit einer Preiserhöhung im Juni 2002 lag der Ticketpreis bei 417 Euro – und das noch ohne U2 bis Seestadt oder U1 von Leopoldau bis Oberlaa.

Kritisieren muss man an der neuen Preispolitik aber, dass die sonst so auf soziale Gerechtigkeit erpichte Stadtpolitik ihr Prestigeprojekt des 365-Euro-Tickets nur jenen weiterhin zugänglich macht, die die Summe im Voraus zur Gänze überweisen. Nur dann kostet die Jahreskarte weiterhin einen Euro pro Tag. Bestraft werden gerade jene Kunden, die sich das Ticket nur in monatlichen Raten leisten können. Fast 400.000 Jahreskarten-Kunden greifen aktuell auf diese monatliche Abbuchungsmöglichkeit zurück. (David Krutzler, 7.11.2017)