Bis Jahresende sollen alle ÖBB-Fahrkartenautomaten auf das neue EDV-System umgestellt werden. Noch plagen sich die Fahrgäste mit der Benutzeroberfläche.

Foto: Christian Fischer

Wien – Nach den Wiener Linien erhöht auch die ÖBB ihre Fahrkartenpreise. Aber nur "moderat", wie ÖBB-Holding-Chef Andreas Matthä bei der Präsentation des Winterfahrplans 2018 betonte. Im Schnitt würden Tickets um 1,4 Prozent teurer, das sei nur die Hälfte der prognostizierten Jahresinflationsrate. Die Tarife für Wochen- und Monatskarten sowie mit Vorteilscard-Vergünstigung blieben unverändert, was der ÖBB-Chef als Wertschätzung für Pendler und Vielfahrer pries. Ein Ticket für den Zug Wien-St. Pölten, wird ab 10. Dezember in eine Richtung künftig 5,50 Euro kosten, also um 20 Cent oder 3,7 Prozent mehr.

Da das Zugangebot deutlich ausgeweitet und Taktlücken geschlossen werden – zwischen Wien-Westbahnhof und St. Pölten (bis Amstetten) gibt es künftig wieder stündlich eine Schnellverbindung mit Railjet-Anbindung in den Westen –, sei eine Tarifanhebung unumgänglich. Im Nahverkehr biete die ÖBB zwei Millionen Zugkilometer mehr an.

Sparschiene billiger

Billiger wird hingegen die vom Konkurrenten Westbahn als "Dumping" kritisierte "Sparschiene": Von Wien nach Prag kommt man bei frühzeitiger Buchung im Internet um 14 Euro (bisher 19 Euro), Auto und Motorrad werden ebenfalls zum Billigtarif befördert. Die Absicht des staatlichen Marktführers ist klar: Die neue tschechisch-österreichische Konkurrenz Regiojet (mit der Graz-Köflacher-Bahn an Bord), die ab 10. Dezember viermal täglich zwischen Wien, Prag und Brünn verkehren wird, soll ebenso ausgebremst werden wie die Westbahn, die ihre Züge von Salzburg bis zum Bahnhof Wien-Praterstern durchbindet. Augenscheinlich sei die Nachfrage für ein verstärktes Angebot da, sagt Matthä, der heuer einen neuen Rekord an Fahrgästen erwartet und auf ein Plus im Fernverkehr von vier Prozent verwies.

Stichwort Westbahn: Nach Vorbild der Westbahn weitet die ÖBB ihre Vertriebskanäle aus. Wertgutscheine, die via Internet abgerechnet werden, sind zwar nicht in Trafiken, aber bei Handelsketten und der Post erhältlich, wo in acht Filialen ein Testlauf startet.

Automatenumrüstung

Bis zum Winterfahrplanwechsel sind freilich noch einige Verbesserungen ausständig: Die Umrüstung der Ticketautomaten auf eine neue Software und Benutzeroberfläche ist noch nicht abgeschlossen, und die Fahrkartenautomaten funktionieren auch noch nicht überall einwandfrei. Auch dauert der Ticketkauf länger, weshalb sich häufig Warteschlangen bilden. Man habe bereits tausend Automaten umgestellt, der Rest folge bis Jahresende, wobei ausgerechnet der Wiener Hauptbahnhof noch nicht fertig umgerüstet ist. Die neue Software sei besser, man könne 40.000 Haltestellen buchen und bekomme automatisch den besten Tarif, ersuchte der ÖBB-General die Fahrgäste um Verständnis.

Grafik: DER STANDARD

Zu den Verbesserungen im Fahrplan zählen laut Matthä auch neue Zugverbindungen von Wien nach Venedig. Erneuert wird auch das Rollmaterial: Neben den Cityjet-Schnellbahngarnituren, die laufend ausgeliefert werden, bekommen die 247 Elektro- und Dieseltriebzüge (Talent, Desiro) eine Runderneuerung samt neuer Lackierung.

Takt auf S7 und S1 in Wien

Zu den Verbesserungen zählen laut Matthä auch die Verdichtung der Intervalle auf der Flughafenschnellbahn S7 und der S1 in Wien, ein Stundentakt vom Wiener Westbahnhof nach Salzburg, Innsbruck und Feldkirch sowie ein neuer Frühzug von Wels zum Flughafen Wien. Dreimal tagsüber gibt es eine Verbindung von Wien nach Venedig sowie zusätzliche Verbindungen von und nach Tschechien (siehe Grafik).

In den laut Matthä sehr gut angenommenen Nightjets wird es Familienabteile geben, mit denen Eltern mit maximal vier Kindern in einem eigenen Abteil reisen und so etwa um 149 Euro nach Venedig kommen können.

Ruhezonen im Railjet

Die Verbesserung des Handy-Empfangs auf der Weststrecke soll 2018 abgeschlossen sein, Mitte 2019 auf der Südbahn. Um sich vor dem Lärm zu schützen, werden in den Railjet-Schnellzügen speziell gekennzeichnete Ruhezonen eingerichtet. Lauter darf es in den farblich ebenfalls ausgeschilderten Familienzonen zugehen. (Luise Ungerboeck, 8.11.2017)