Freunde der Kunst: US-Präsident Donald Trump und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping besuchten in Peking gemeinsam die Oper.

Foto: APA/AFP/Jim Watson

Peking/Wien – Ein toller Start in den Tag war es nicht. Zuerst musste sich Donald Trump über die ersten Zwischenstände bei den Wahlen in mehreren US-Staaten ärgern, die den Republikanern Verluste bescherten (siehe Seite 3). Und dann ging auch noch sein Überraschungsbesuch an der Demilitarisierten Zone (DMZ) zwischen Nord- und Südkorea gründlich schief: Lange Zeit hatte das Weiße Haus dementiert, dass der Präsident die Grenze zum Norden überhaupt besuchen werde, dann stieg Trump Dienstag doch in seinen Helikopter. Landen konnte er aber nicht: Dichter Nebel habe die Visite verhindert, hieß es danach.

Umso mehr dürfte er sich dann über den warmen Applaus im südkoreanischen Parlament gefreut haben, wo ihn seine Zuhörer dafür belohnten, dass er zumindest markige Worte in Richtung Nordkorea schickte. Er warf dem Land vor, dass es seine Bürger in Gulags halte und Arbeitssklaven in andere Länder versende. "Unterschätzen Sie uns nicht, und testen Sie uns nicht!", forderte er das nordkoreanische Regime auf.

Allerdings: Sollte das Land die Forderungen der USA erfüllen, sein Raketen- und Atomprogramm aufzugeben, führte der Präsident weiter aus, dann könne es einen Weg "zu einer besseren Zukunft geben". Trump erhofft sich vor allem von China, dass das Land den kommunistischen Nachbarn davon überzeugen – oder dazu zwingen – werde, die US-Forderungen zu erhören. Peking, so die Überlegungen seiner Regierung, möge das deshalb tun, weil die USA im Gegenzug auf Strafzölle verzichten würden.

Wenig Motivation in Peking

Bisher war davon aber noch wenig wahrzunehmen. Präsident Xi Jinping empfing Trump zwar persönlich am Flughafen in Peking und ließ ihm auch – anders als noch Vorgänger Barack Obama – einen prunkvoll-würdigen Empfang zukommen.

Konkrete Angebote zu einer Zusammenarbeit gegen Nordkorea hat er ihm aber nicht unterbreitet – weder beim Tee in der Verbotenen Stadt noch beim Kulturprogramm in der chinesischen Oper.

Für Peking bleiben dieselben Sorgen mit den US-Forderungen verbunden: Nimmt man das nordkoreanische Regime zu sehr in die Mangel – etwa durch einen Stopp der Rohöl-Exporte -, droht der Zusammenbruch des Nachbarlandes.

Dann müsste China hunderttausende Flüchtlinge versorgen und hätte keinen Puffer mehr zu den US-Verbündeten in Seoul.

Nordkorea teilte nach Trumps Rede jedenfalls mit, man habe nichts Neues zu sagen. Dem "verrückten Hund" an der Spitze der USA höre man nicht mehr zu. Nato-Chef Jens Stoltenberg glaubt dies nicht. Er sagte in Brüssel, Druck sei "der Weg zum Frieden". (Manuel Escher, 8.11.2017)