Der vielseitige Valentino Lazaro gibt bei jeder Aktion das Maximum.

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Teamchef Franco Foda (links) als Dirigent des Teams.

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Valentino Lazaro wundert sich manchmal über sich selbst. Vor ein paar Tagen hat ihn Hertha BSC fix von Red Bull Salzburg verpflichtet, die Option wurde gezogen. Der 21-Jährige hat "nie daran gezweifelt, dass es klappt, dass ich mich durchsetze". Mittwochmittag saß er im Klubhaus des Marbella Football Center, der ÖFB hatte ihn zum Reden abkommandiert.

Debüt mit 16

Da das Training erst seit fünf Minuten Geschichte war, entschuldigte er sich für die Schweißperlen, Lazaro ist höflich, lässt nicht warten. Im aktuellen Kader ist er jener Spieler mit den meisten Titeln, als Bestandteil von Salzburg gewinnt man eben viermal hintereinander das Double. Im Alter von 16 Jahren und 224 Tagen hat der gebürtige Grazer debütiert. "Es ist verrückt. Bei jedem Training denke mich mir, es müsste eigentlich andere geben, die am Ende die Hütchen wegtragen. Aber nein, ich bin immer noch der jüngste, da ist keiner hinter mir."

Lazaro ist in Berlin angekommen. Eine Knöchelverletzung hatte den Start verzögert, er wurde ja als Angeschlagener geholt. In den vergangenen Partien gehörte er der Startelf an, beim 3:3 in Wolfsburg hat er einen Assist geliefert, also in der Scorerliste angeschrieben. Trainer Pal Dardai setzt ihn als Zehner oder am linken Flügel ein, bei Salzburg agierte er meist rechts. Marcel Koller scheute nicht davor zurück, ihn rechts in der Viererkette verteidigen zu lassen. "Die Vielseitigkeit habe ich wohl im Blut. Ich wurde in Salzburg hervorragend ausgebildet, athletisch, technisch." Lazaro sagte, und er war sich der Tatsache bewusst, ein Fall fürs Phrasenschwein zu sein: "Ich spiele dort, wo mich der Trainer hinstellt." Im konkreten Fall liegt es also an Franco Foda.

Burgstaller, Gregoritsch oder Alar

Das Nationalteam befindet sich im Umbruch, aufgrund der Rücktritte von Martin Harnik und Zlatko Junuzovic herrscht ein Gerangel um Positionen. Marc Janko zählt auch nicht zur Zukunft des österreichischen Spitzenfußballs, Guido Burgstaller und Michael Gregoritsch streiten natürlich friedlich um den Posten des zentralen Stürmers, auch Deni Alar hat diesbezüglich Ambitionen. Der 22-jährige Florian Grillitsch begeisterte zuletzt seinen Klubtrainer Julian Nagelsmann bei Hoffenheims 3:0 in Köln. Er war der Sechser. "Ich kann aber auch den Achter und den Zehner."

Lazaro sieht den Konkurrenzkampf recht entspannt. "Ich denke nicht, wo die besten Chancen sind, ich gebe im Training bei jeder Aktion das Maximum." Er verweist auf den Rapidler Louis Schaub. "Der hat es gut gemacht. Wenn er kam, ist etwas passiert." Foda hinterlasse jedenfalls "einen sehr professionellen Eindruck".

Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung

Fußball sei ein Kommen und ein Gehen. "Jetzt gibt es etwas Neues. Aber wir wissen genau, was wir an Koller gehabt haben. Ich schließe mich allen Dankesworten an." Am 14. Oktober, vor Anpfiff des Spiels zwischen Hertha und Schalke, knieten alle Berliner Kicker nieder. Aus Solidarität mit den schwarzen Footballern in den USA. Lazaro, dessen Vater aus Angola stammt, war einer der Initiatoren. Von einigen Kritikern wurde das als PR-Gag abgetan, was Lazaro erboste. "Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung kann keine PR sein. Schauen wir doch die Welt an." Er würde es wieder tun. "Die Großstadt Berlin und die deutsche Bundesliga haben mich mental gestärkt. Wenn 60.000 Leute pfeifen, ist das etwas anderes als die paar in Salzburg."

Am 14. November in Wien gegen Uruguay hofft Lazaro auf keine Pfiffe und sein elftes Länderspiel. "Wenn mich der Trainer aufstellt." (Christian Hackl aus Marbella, 8.11.2017)